Montag, 16. Oktober 2017

Was bedeutet Werkstatt - Kita?


Hallo Ihr Lieben,
nach langer Zeit melde ich mich nun wieder zu Wort. Ich habe in den letzten Monaten viel Neues gelernt und die Pädagogik aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Zunächst habe ich natürlich mein Erzieherauge auf das gesamte Geschehen. Durch meine Position als stellvertretende Kitaleiterin, konnte ich einiges mit anderen Augen sehen. So hat sich in unserer Kita vieles verändert. Nun habe ich das Ganze auch aus Trägersicht betrachten können. Das Ergebnis lautet: Wir haben vieles ausprobiert und tasten uns langsam daran, die Funktionsräume in Werkstätten zu verwandeln. Damit Ihr eine Ahnung bekommt, was das bedeutet, habe ich es hier einmal kurz erläutert.

Was bedeutet Werkstatt – Kita?[1]                             

Kinder brauchen Räume zum Ausprobieren, Experimentieren und Forschen, in denen sie zusammen mit anderen Kindern immer wieder neue Dinge erfinden können. Sie brauchen Räume, in denen sie die Experten sind und sie die Regie führen, Räume, in denen die Pädagogen verlässliche Bezugspersonen sind, die ihnen weiterhelfen, wenn sie es wollen – und nicht umgekehrt.

In unserer Werkstatt – Kita stehen die aktiven und selbsttätigen Kinder im Mittelpunkt. Sie können aus eigenem Antrieb, allein oder mit anderen Kindern zusammen zur selben Zeit ganz unterschiedliche Dinge tun. Lernprozesse fangen dort an, wo das Bedürfnis eines Kindes Resonanz in der Umgebung findet. Die spontane Aktivität eines Kindes sucht Herausforderungen in der Umgebung und dem Material.

Die Einrichtung der Werkstätten weist alters- und entwicklungsbedingte Unterschiede der Kinder auf.

Im Krippenbereich finden die Kinder Schutz und Geborgenheit in den Räumen und mit den Pädagogen. Hier gibt es im überschaubaren Rahmen sinnfreies Material (z.B. Bauen mit Naturmaterialien und Alltagsbauelementen) sowie Grundmaterialien, mit denen sie sich ausprobieren können. In einem geborgenen Raum können die Kinder bei sich selbst sein und sinnlich wahrnehmen, was sie empfinden, fühlen und berühren. Die Pädagogen arbeiten mit den Kindern zusammen und begleiten sie sprachlich in ihrem Tun.



Bei Kindern im Elementarbereich steht das Zusammenspielen und das               Arbeiten mit anderen Kindern vermehrt im Mittelpunkt. Die Pädagogen werden zu aktiven Gesprächspartnern der Kinder und begleiten sie bei ihren Handlungen. Die Werkstätten werden den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder angepasst und individuell immer wieder verändert. So kann die Bauwerkstatt beispielsweise im Laufe des Kitajahres unterschiedliche Themenschwerpunkte haben. Mit Naturmaterialien und Werkzeugen kann an der Holzwerkbank gebaut werden. Das Gebaute können die Kinder zum Spielen in der Rollenwerkstatt nutzen. Zeigen die Kinder, dass ihr Interesse an der Arbeit mit Holz nicht mehr im Vordergrund steht, kann die Bauwerkstatt beispielsweise in eine Metallbauwerkstatt umfunktioniert werden.


Gestaltung der Räume[1]                                                   
Die Räume unserer Kindertagesstätten sind Wohlfühl-, Forschungs- und Experimentierfelder der Kinder, in denen all ihre Sinne angesprochen werden. Die Räume und Materialien regen zum Bewegen, Nachdenken, Entdecken und Spielen an. Sie bieten den Kindern ausreichend Gelegenheiten, unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen und Aktivitäten nachzugehen.
Unsere Werkstätten fordern die Kinder heraus, die eigenen Grenzen auszuprobieren und neue Welten zu erobern. (Vgl. BBP S. 42) Sie sind offene Lernorte und ermöglichen den Kindern ein autonomes Lernen mit allen Sinnen.
Die Werkstätten stellen ein räumliches und soziales Umfeld dar, in denen die Kinder aus eigenem Antrieb, allein oder mit anderen Kindern zusammen zur selben Zeit ganz unterschiedliche Dinge tun können.
Bei der Einrichtung und Gestaltung der Werkstätten wird auf alters- und entwicklungsbedingte Unterschiede der Kinder Rücksicht genommen. Die Gestaltung der Werkstätten erfolgt gemeinsam mit den Kindern, so dass ihre Interessen und Wünsche berücksichtigt werden.
Hier werden Möglichkeiten der Werkstattgestaltung vorgestellt. Jede Einrichtung überlegt gemeinsam mit den Kindern, wie diese Vorstellungen mit den Rahmenbedingungen des Hauses und Wünschen der Kinder in Einklang gebracht werden können.
Das Atelier ist ein Schlaraffenland der Sinne und Gefühle. Kinder lieben es zu tasten, zu fühlen, zu berühren, zu riechen, zu schmecken, zu hören, zu sehen, zu staunen, zu raten, zu probieren, zu träumen, zu denken, zu vergleichen, zu überlegen, zu wiederholen, zu warten, sich zu spüren, zuzuhören, zu lachen. All das erfahren die Kinder in unseren Werkstätten.
Im Atelier können folgende Werkstätten eingerichtet werden:
-      eine Werkstatt zum Basteln und kreativen Gestalten,
-      eine zum Zeichnen,
-      eine zum Malen mit Wasser- und Aquarellfarben, Acryl- und Ölfarben,
-      eine zum Filzen und Töpfern,
-      eine Nähwerkstatt
-      eine Forscherwerkstatt.
In der Bauwerkstatt können folgende Bereiche eingerichtet werden:
-      eine Holzwerkbank mit Werkzeugen und Materialien,
-      eine Metallstation,
-      eine Station zum Planen, Forschen und Gestalten von Bauwerken,
-      eine Station mit großen Bauelementen, Pappröhren, Platten, Röhren und Alltagsbauelementen,
-      ein Raum mit Figuren und Naturmaterialien zum fantasievollen Bauen und Erfinden von Geschichten.
In der Rollenwerkstatt kann es folgende Bereiche geben:
-      eine Theaterbühne,
-      Musikwerkstatt
-      einen Friseur,
-      eine Küche mit Kaufmannsladen,
-      eine Arztpraxis,
-      eine Polizeistation etc.
In der Zahlen- und Buchstabenwerkstatt befinden sich:
-      eine Mengenstation,
-      eine Zahlenstation,
-      eine geometrische Station,
-      eine Buchstabenstation,
-      eine Lesestation,
-      eine graphomotorische Schreib- und Zeichenstation,
-      eine Hörstation,
-      eine Computerstation.
Weitere Werkstätten können beispielsweise die Wasserwerkstatt und Naturwerkstatt sein. Dazu werden die Waschräume und Außenanlagen mit den Kindern nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestaltet. Alle Werkstätten können sich auch im Garten wiederfinden.
Jede Werkstatt hat einen Platz zum Schauen, Träumen, Lesen und Ausruhen.
Ein weiterer wichtiger Raum ist der Aktionsraum. Dieser Raum ist der Raum der Kinder. Das bedeutet, dass sie entscheiden, welche Funktion dieser Raum einnehmen soll. Sie entscheiden auch darüber, wie lange dieser Raum für diese Funktion genutzt werden soll. Hier kann eine Bewegungsbaustelle, eine Bücherei, ein Snoezelraum oder einfach ein leerer Raum entstehen.
In unserem Ruheraum haben die Kinder die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu entspannen und zu schlafen.
Kinderrestaurant mit Kinderküche:
Das Kinderrestaurant ist ein Raum der Begegnung, der Gespräche und des Genießens leckerer Mahlzeiten. Besonders schön ist es, wenn diese zuvor gemeinsam hergestellt wurden.


[1] Vgl. Thielemann, Marion: Werkstatt(t)räume für Kitas. Verlag Das Netz, 2015

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