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eschwerdemanagement
für Kinder
Kinder
haben das Recht, sich zu beschweren. Zur Sicherung der Rechte von Kindern gibt
es in unseren Einrichtungen geeignete Verfahren der Beteiligung sowie die
Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten des Kindes gemäß §
45 SGB VIII Abs. 2, S. 3.
Jedes Kind hat grundsätzlich das Recht, sich über
alles, was es bedrückt, zu beschweren. Das Beschwerderecht wird in unseren
Einrichtungen in keiner Weise eingeschränkt. Alle Kinder dürfen ihre
Beschwerden angstfrei äußern. Unsere pädagogischen Fachkräfte zeigen sich
respektvoll und wertschätzend den Kindern gegenüber. Jedes Kind erhält bei
Bedarf individuelle Hilfe von einem Mitarbeiter seines Vertrauens. Beschwerden
können sich auch gegen pädagogische Fachkräfte richten. Unsere Mitarbeiter
gestehen sich bei zutreffendem Sachverhalt Fehlverhalten ein und setzen
Verbesserungsmöglichkeiten um. Auf Grund von Alter und Entwicklungsstand können
nicht alle Kinder ihre Beschwerde verbal äußern. Unsere pädagogischen
Fachkräfte sind daher gefordert, die vielfältigen Ausdrucksformen der Kinder
feinfühlig wahrzunehmen und gegebenenfalls als Beschwerde zu interpretieren. Auch
werden Beschwerden oft nicht konkret benannt. In diesem Fall werden von den
Kindern Sätze wie:
„Kommt Mama bald?
Mir ist langweilig.
Die Jungs / Mädchen sind voll doof.
Ich will nach Hause.“
gebildet.
Zu den nonverbalen Signalen von Beschwerden zählen
beispielsweise das Zurückziehen oder Weinen der Kinder, aber auch Reaktionen
wie Kopf schütteln, Schlagen, körperliches Abreagieren oder das Ohren zuhalten.
Dies alles sind nicht direkt geäußerte Beschwerden und werden von unseren
Fachkräften trotz alledem einbezogen und bearbeitet. Die Ursache jeder
Beschwerde ist ein unerfülltes Bedürfnis des Kindes.
Beschwerden können sein:
-
Beschwerden über das Verhalten von anderen Kindern.
-
Beschwerden über das Verhalten von Erwachsenen
(Fachkräfte, Eltern).
-
Beschwerden über das Materialangebot.
-
Beschwerden über die Kitastruktur.
-
Beschwerden über die Raumgestaltung.
-
Beschwerden über die Kitaregeln.
Kinder benötigen ein Angebot verschiedener
Beschwerdestellen:
-
Neutrale
Beschwerdestelle für Kinder è eine pädagogische Fachkraft oder ein
Elternteil dient als Ansprechpartner für alle Kinder è dies erfolgt beispielsweise in einer wöchentlichen
Sprechstunde
-
Delegierte
Kinder als Ansprechpartner è Kinder fungieren als Ideen- und
Beschwerdestelle und dienen als Sprachrohr einzelner Kinder
- Bezugserzieher
als Ansprechpartner è Meinungen und Beschwerden werden an
den Bezugserzieher herangetragen è gemeinsames Suchen nach
Lösungsvorschlägen è regelmäßige Einzelgespräche z.B. SLT
Interview: Gibt es etwas, das du mir sagen willst? Was gefällt dir in der Kita?
Was würdest du in der Kita gerne verändern?
- Leitung
als Ansprechpartner è Sprechstunde für Kinder zu einem
festgelegten Zeitpunkt è die Kinder können sich mit ihren
Fragen, Wünschen und Problemen direkt an die Kitaleitung wenden è Unzufriedenheit über Kinder und Erzieher können geäußert
werden è
das Gespräch kann dokumentiert werden è gemeinsam wird nach Lösungen gesucht
-
Eltern
als Sprachrohr ihrer Kinder è Eltern reflektieren den Kitatag gemeinsam
mit ihrem Kind und nehmen Beschwerden auf è Eltern übermitteln diese an unsere
pädagogischen Fachkräfte
-
Beschwerdebriefkasten
-
Auch
pädagogische Fachkräfte können als Sprachrohr für Kinder dienen è wird
Fehlverhalten von Kollegen wahrgenommen, muss dies angesprochen werden (je nach
Situation wird der Mitarbeiter direkt angesprochen oder es erfolgt ein Gespräch
mit der Kitaleitung
Von
den Kindern geäußerte Beschwerden werden in einem geschützten, aber trotzdem
öffentlichen Rahmen behandelt, um zu verhindern, dass Beschwerden im „Geheimen“
abgehandelt werden.
Grundlage
für ein gelingendes Beschwerdemanagement ist die partizipative Haltung unserer pädagogischen
Fachkräfte, die Kindern das verbindliche Recht zugestehen, ihre Meinungen,
Anliegen und Beschwerden zu äußern und zu vertreten.
Beschwerdeablauf:
Unsere
pädagogischen Fachkräfte nehmen Beschwerden der Kinder aus dem Verhalten oder
aus ihren Formulierungen wahr. Dabei wird das Bedürfnis des Kindes, das hinter
der Beschwerde steckt, herausgefiltert. Jede Beschwerde wird zeitnah bearbeitet
und die Ergebnisse werden dem Kind rückgemeldet. Unsere pädagogischen
Fachkräfte unterstützen die Kinder im gesamten Beschwerdeverfahren, auch wenn
es um Beschwerden gegen Fachkräfte geht. Alle Schritte des Beschwerdeverfahrens
werden möglichst nur mit Zustimmung, stets aber mit Kenntnis des Beschwerdeführenden
Kindes in einer für das Kind überschaubaren Zeitspanne erfolgen.
Wie
bereits zuvor geschrieben, kommt es auch im Beschwerdemanagement auf das Alter
und den Entwicklungsstand der Kinder an. Kinder im Alter von 0-3 Jahren
brauchen individuellere Prozesse und Prozessbegleitung. Unsere pädagogischen
Fachkräfte achten sehr sensibel auf nonverbale Signale der Kinder und filtern
mögliche Beschwerden heraus. Die Kinder in dem Alter haben keine speziellen
Themen. Vielmehr geht es ihnen um ihre Selbstbestimmungsrechte (Wann möchte ich
schlafen? Was möchte ich essen? Wer darf mich wickeln.)
Voraussetzung
für die Umsetzung:
Durch
feinfühliges Dialogverhalten unserer Mitarbeiter (Dialog auf Augenhöhe), wird
es den Kindern möglich, ihre Gedanken und Handlungen auszuweiten. Dabei werden sowohl
die Beziehungen zwischen den Dialogpartnern als auch die individuellen Aneignungsprozesse
der Kinder gefördert. Die Dialoge werden gestaltet durch:
-
Versuchen
zu verstehen è unsere pädagogischen Fachkräfte
lassen sich auf das Kind, seine Perspektive und seinen Blick auf die Welt ein.
-
Eine
fragende Haltung einnehmen è
unsere pädagogischen Fachkräfte halten sich mit Annahmen, Bewertungen und
Belehrungen zurück.
-
Erwachsenenwissen
zurückhalten è unsere pädagogischen Fachkräfte gehen
gemeinsam mit dem Kind auf „Forschungsreise“. Dabei sind die Dialoge
ergebnisoffen.
-
Aktiv
und wertschätzend zuhören è unsere pädagogischen Fachkräfte
lassen sich auf das Kind ein, sind aufmerksam und interessiert an dem, was es
mitteilt.
In
den Dialogen zwischen den Kindern und unseren pädagogischen Fachkräften findet
das aktive Zuhören statt. Inhalte werden von unseren Mitarbeitern wiedergegeben
und beobachtete Gefühle verbalisiert. Den Kindern werden Gesprächspausen
zugeschrieben und das vorschnelle Reagieren wird vermieden. Beschwerdeprozesse
werden für die Kinder transparent gestaltet z.B. Beschwerdewand.
Methoden
für die Umsetzung:
Im
Kitaalltag finden sich viele Möglichkeiten, eine Beschwerde anzubringen. Im
Rahmen der Kinderkonferenzen oder Morgenkreise finden Gesprächsrunden statt.
Kinder können zu unterschiedlichen Themen direkt befragt werden. Hier gibt es
Methoden, wie Skalieren, Ampelabfrage oder das Interview. Des Weiteres haben
die Kinder die Möglichkeit, ihre Beschwerde an der Beschwerdewand anzubringen.
Methoden
zur Bearbeitung von Beschwerden:
Die
Kinder können Ideenfinder oder Beschwerdehelfer wählen. Diese gewählten Kinder
werden bei aufkommenden Beschwerden hinzugezogen und helfen, mögliche
Lösungsvorschläge zu finden. Es können auch Beschwerdegremien gebildet werden.
Diese treffen sich regelmäßig und besprechen aktuelle Beschwerden sowie bereits
abgeschlossene Beschwerdeprozesse.
Das
Beschwerdeverfahren unterstützt die Überzeugung der Kinder wichtig zu sein,
geachtet und ernst genommen zu werden ebenso wie ihre Bereitschaft, sich
einzubringen und die Initiative zu ergreifen. Somit werden ihre sozialen,
emotionalen und personalen Kompetenzen (Selbstwahrnehmung, Selbststeuerung,
Selbstwirksamkeit) erweitert.
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