Samstag, 11. Februar 2017

Mehr Sicherheit und Struktur für die Kleinen




Wichtige Veränderungen für unseren Kitaalltag


Heute folgt ein kurzer Bericht über die letzten Wochen in der Kita:


Zu Beginn des Kitajahres hatte ich geschrieben, wie toll das Jahr begann und wie leicht den Krippenkindern der Übergang in den Elementarbereich fiel. Das war auch wirklich so. Alle Kinder sind gerne gekommen, hatten bei uns einen schönen Tag verbracht und die Eltern waren zufrieden. Alle Erzieher waren gut aufgestellt und wir hatten eine Grundstruktur. Dann neigte sich das Jahr dem Ende zu und die Grippewelle erreichte auch uns. Viele Kollegen sind ausgefallen, dann kam die Weihnachtsschließung und wir haben es nicht gemerkt, wann genau sich das Blatt gewendet hat.

Als wir in das neue Jahr starteten, merkten wir, dass viele Kinder morgens große Schwierigkeiten hatten, sich von ihren Eltern zu verabschieden. Sie sagten bereits zu Hause, dass sie nicht in die Kita wollten. Zunächst dachten wir: „Ok, jetzt kommt der Einbruch, auf den wir im September gewartet haben“. Aber dem war nicht so!

Auch die Eltern waren unzufrieden.


Sie waren oft bei meiner Leitungskollegin im Büro und berichteten von den Schwierigkeiten, wenn ihre Kinder morgens nicht in die Kita wollten. Auch auf den Elternvertreterversammlungen war dies nun ein großes Thema.

Nach vielen Gesprächen mit einzelnen Kollegen und auch im gesamten Team, mussten wir es laut aussprechen: „Unsere Struktur ist weg. Wir vermitteln den Kindern Unsicherheit. Wir müssen vieles verändern!“ Kann diese Problematik nur auf Grund von Personalmangel entstehen? Ich denke, dass das nicht so ist. In Alltags- und Stresssituationen verlassen wir uns gerne auf unseren „Tunnelblick“. Was wollen wir wirklich wahrnehmen? Dass es Probleme gibt? Ich glaube, das möchte niemand wahrnehmen.

Also, wir packen es erneut an und überlegen, wie wir den Kindern in der offenen Arbeit Struktur und Sicherheit vermitteln können. Unser größter Wunsch ist es:


Alle Kinder sollen gerne in die Kita kommen und einen wunderschönen Tag mit uns und ihren Freunden verbringen!


In den Wochen vor Weihnachten haben wir den „freiwilligen“ Morgenkreis angeboten, da wir gemerkt haben, wie unruhig die Treffen mit den Kindern waren. Viele hatten keine Lust, wollten ihr Spiel nicht unterbrechen oder die Themen im Morgenkreis gefielen ihnen nicht. Die Kinder, die Spaß daran hatten, folgten ihm gerne. Das Problem war, dass die 3-jährigen nicht mit ins Boot geholt wurden. Einige verstanden auch noch nichts damit anzufangen und blieben dem Morgenkreis fern. Da war schon der erste Knackpunkt. Sie wussten dadurch nicht, welche Angebote am Tage stattfinden sollten und welche Erzieher in welchem Raum waren. Gerade die 3-jährigen orientierten sich noch stark an Bezugserziehern und waren auf Grund unseres ständigen Wechsels dauerhaft damit beschäftigt uns zu suchen.

Kurzes Treffen am Morgen

Um ihnen mitteilen zu können, wer sich wo befindet, beschlossen wir, dass nun wieder täglich ein kurzes Treffen am Morgen mit allen Kindern stattfinden soll. Das Treffen dauert zwischen 5 und 10 Minuten. Wir singen ein kurzes Begrüßungslied, sagen welche Räume geöffnet sind, wer sich dort befindet und welche Aktion an dem Tag stattfindet. Sie sollen sich überlegen, welchen Raum sie nach dem Treffen aufsuchen wollen.

Feuerwehr

Wir haben nun auch endlich die „Feuerwehr“ offiziell eingeführt, damit die Kinder, die sich nicht entscheiden konnten, bei der Suche nach einem geeigneten Raum begleitet werden.


Raumbesetzung
Um den Kindern eine Verlässlichkeit bieten zu können, haben wir noch einmal darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Präsenz im Raum zu zeigen. Das bedeutet, dass jeder Kollege in seinem Raum bleibt. Dass der Raum durch uns Erzieher mit Leben gefüllt wird, wir den Kindern Material zur Verfügung stellen, sie in ihrem Spiel begleiten und Impulse setzen. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es auch wichtig ist, länger als eine Woche in einem Raum zu bleiben. Durch ständige Wechsel der Funktionsräume können wir mit Kindern langfristig nichts erarbeiten. Dadurch können keine Projekte oder tolle Geschichten entstehen. Jeder Kollege hat in einem Raum einen anderen Stil. Die Kinder brauchen eine gewisse Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Mein Wunsch ist es, dass jeder Funktionsraum für einen Monat durch den gleichen Erzieher besetzt wird. Ich selbst kenne aus meiner alten Kita die Besetzung eines Raumes für ein gesamtes Kitajahr und habe damit nur positive Erfahrungen gemacht. Nun gut, jetzt arbeite ich daran, dass wir es eines Tages schaffen, 4 Wochen in einem Raum zu bleiben. Bisher sind meine Kollegen noch nicht bereit dazu. Sind wir als Team bereit dafür, werde ich es euch wissen lassen.


Funktionsraum Garten
Ein weiteres Thema, was sich immer wieder als Problem herausstellt, ist die Nutzung des Gartens. Für mich zählt der Garten als Funktionsraum, den die Kinder zu jeder Zeit nutzen können. Auf Grund der Jahreszeit finden sich selten Kollegen, die darauf Lust haben. Mein Grundsatz: „Der Garten ist kein Lustfaktor, sondern gehört zu unserer Arbeit.“ Ich erwarte von niemandem, dass er bei den momentanen Temperaturen den ganzen Tag draußen bleibt, aber wenn der Garten nicht geöffnet wird, blieb er meist den ganzen Tag zu. Wir haben es jetzt dahingehend verändert, dass mehr Kinder allein raus dürfen und wenn viele Kinder raus wollen, sich die Feuerwehr darum kümmert, welcher Erzieher als erstes in den Garten geht. Nach einer halben Stunde wird getauscht. Ist der Wunsch nach Bewegung an einem Tag mal nicht besonders groß, wird der Garten gegen 10:30 Uhr von der Kollegin aus dem Bewegungsraum eröffnet.


Mittagschlaf für die Jüngeren
Der nächste Punkt, über den wir uns Gedanken machen wollten, war die Schlafsituation. Ihr wisst alle, wie Kinder reagieren, wenn sie merken: „Hey, hier müssen wir gar nicht mehr schlafen.“ Gesagt…getan! Sie sind jetzt groß und wollen nicht mehr schlafen. Dass ihre Tage in der Kita lang und anstrengend sind, wissen wir! Wie oft sehne ich mich an einem Tag nach meiner Pause? Wie sehr genieße ich die halbe Stunde Ruhe? Wenn uns diese Pause zusteht, müsste sie den Kindern doch auch zustehen. Und wenn sie nicht schlafen wollen, müssen wir ihnen Alternativen bieten. Die Alternative findet sich nun im Bewegungsraum wieder. Gegen 13:00 Uhr werden Matten ausgelegt und es gibt ein Hörspiel, Fantasiereisen oder andere Entspannungsübungen. Wer darauf keine Lust hat, kann zu der Kollegin in den Rollenspielraum gehen. Denn hier werden tolle Geschichten vorgelesen. Natürlich gibt es auch Kinder, die sich über Bewegung entspannen. Diese Kinder kennen wir und natürlich dürfen sie ihrem Bewegungsdrang nachkommen und in den Garten gehen.


Elternarbeit
In der letzten Woche habe ich auch wieder gemerkt, dass es nicht immer die Kinder sind, die Probleme mit unserem Kitaalltag haben. Es gibt auch immer wieder Eltern, die große Ängste und Sorgen haben. Sie sind es, die ein Problem damit haben, dass die Brotdosen beispielsweise am Nachmittag nicht leer sind. Wenn ihnen erklärt wird, dass ihr Kind erst in der dritten Mittagsrunde essen war und dann halb drei vielleicht noch keinen Hunger hat, sind sie darüber sehr erstaunt und wollen es nicht wahrhaben, dass ihr Kind selbst darüber entscheidet, wann es zu Mittag isst. Das ist in der Krippen- beziehungsweise Gruppenarbeit natürlich anders. Da entscheiden die Kinder nicht selbst. Da wird gegessen, wenn es Zeit dazu ist. Hier müssen wir noch einen großen Beitrag in der Elternarbeit leisten. Wir wünschen uns, dass sie ihre Ängste aussprechen. Nur so können wir ihnen entsprechende Situationen aus unserem Alltag erklären und auch unsere eigene pädagogische Arbeit besser reflektieren.

Viele Eltern wünschen sich ein Gespräch mit den Erziehern über den Tag ihres Kindes in der Kita. In der offenen Arbeit ist es natürlich schwerer. Die Eltern haben nicht mehr „die eine Erzieherin“ aus der Gruppe, die sie fragen können. Hierzu haben wir den Gedanken, dass wir unsere Fotos an die Türen der Räume anbringen. Vielleicht fällt es den Eltern leichter mit uns ins Gespräch zu kommen, wenn die Kinder beispielsweise berichten: „Ich habe heute gebastelt“ und die Eltern sehen: „Erzieherin XY war heute im Kreativraum“.


Wir werden in den nächsten Wochen beobachten, wie die Kleinen die Veränderungen annehmen und ob es ihnen dabei hilft, mehr Sicherheit zu erlangen.


Denn unser Ziel ist es:


Alle Kinder sollen gerne in die Kita kommen und einen wunderschönen Tag mit uns und ihren Freunden verbringen!

#OffeneArbeitStruktur







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