Freitag, 14. Oktober 2016

Kreative Ideen zum Thema des Bilderbuches

Wie ich Euch gestern versprochen habe, folgen nun die kreativen Ideen zum Thema des Bilderbuches. Einiges habt Ihr vielleicht schon selbst gemacht. Falls Ihr noch kreativer seid als ich, wovon ich mal ausgehe ;-), könnt Ihr gerne von euren Erfahrungen und Angeboten oder Projekten berichten! Würde diese dann gerne hier ergänzen!


Zu dem Thema meines ausgewählten Bilderbuches „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“, würde ich wie folgt vorgehen:

Welche Gefühle gibt es?

Um mit den Kindern in das Thema der Gefühle einzusteigen, werde ich im Morgenkreis die Kinder fragen, welche Gefühle sie kennen. Ihre Aufzählungen halte ich schriftlich fest.

Als Hilfestellung kann ich ihnen gezielte Fragen stellen wie: Wie habt ihr Euch in dieser oder jener Situation gefühlt? Und: Habt ihr Euch so oder so gefühlt? Ich werde die Kinder auffordern, mit ihrer Mimik die Gefühle darzustellen. Als Unterstützung, wenn die Kinder sie brauchen, werde ich ihnen mit meinem Gesicht verschiedene Gefühle zeigen.

Während dieser Aktion werden die Kinder in vielen Punkten gefördert. Als erstes wird ihr Wortschatz erweitert und in der Sprache gefördert. Dann werden sie zum einen in der visuellen und in der körpereigenen Wahrnehmung und zum anderen in ihren Kompetenzen gefördert. Sie müssen mutig sein, um vor den anderen Kindern etwas zu zeigen, das heißt, ihre eventuellen Ängste zu akzeptieren und zu überwinden. Sie teilen sich anderen mit, sprachlich und auch nonverbal und entwickeln somit ein Selbstgefühl. Sie lernen dabei die Erwartungen, Bedürfnisse und Gefühle der anderen Kinder wahrzunehmen und achtungsvoll miteinander umzugehen. Die Kinder entwickeln Interesse am Mitwirken und vereinbaren Regeln und Normen für ihr Zusammenleben. Dadurch können sie Verantwortung für sich und andere, vor allem für Schwächere übernehmen. Dass Andere anders beziehungsweise unterschiedlich sind, zum Beispiel Jungen und Mädchen, Menschen mit verschiedenen Anschauungen, können sie durch die Förderung anerkennen und achten. Außerdem erkennen sie die Folgen des eigenen Verhaltens und entwickeln Fairness. Indem sie bei der Aktion ihre Sinne einsetzen, können sie Dinge und Erscheinungen differenziert wahrnehmen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Die Kinder können für ihre Mimik Begriffe bilden, um diese in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen anzuwenden. Beim Darstellen von Gefühlen lernen die Kinder eigene Wünsche, Gefühle und Absichten anderen sprachlich verständlich zu vermitteln, sodass sie auch etwas ohne Worte zum Ausdruck bringen können und nonverbale Äußerungen verstehen.

Durch die Sensibilisierung für Gefühlswahrnehmung entwickeln sie Kreativität und Phantasie, um ihre Vorstellungen, Wünsche, Gefühle und Urteile mit künstlerischen Tätigkeiten auszudrücken. Sie entwickeln ein Grundverständnis dafür, dass die eigenen Wahrnehmungen und Aussichten nicht immer „richtig“ sein müssen und dass es sich lohnt, mit anderen darüber zu streiten.

Gefühlsgesichter gestalten




Nachdem ich mit den Kindern verschiedene Gefühle besprochen (definiert) habe, werden wir aus Zeitungen, Illustrierten, etc. Gesichter, die ein Gefühl zeigen ausschneiden und sortieren. Alle Gesichter, die das gleiche Gefühl ausdrücken, werden auf ein Bogen Papier geklebt. Wir betrachten die Verschiedenheit der Gefühle, und stellen uns die Frage, ob man unterschiedlich ärgerlich, ängstlich oder erfreut aussehen kann.

Haben wir eine für uns akzeptable Antwort gefunden, fotografiere ich die Gefühlsdarstellungen der Kinder (Portraits). Wir lassen die Bilder je dreimal entwickeln, sodass es drei Fotos von jedem Gefühl gibt. Während wir diese zum Schutz laminieren, können die Kinder sich selbst auf den Bildern betrachten und sich austauschen. Indem sich die Kinder immer wieder über die Gefühle und sich selbst unterhalten, festigen sich die Begriffe und das dient somit der Sprachförderung.

Wie auch in der ersten Aktion, beim Kennenlernen von Gefühls“ausdrücken“, werden die Kinder auch hier unter anderem in der visuellen Wahrnehmung gefördert. Außerdem stärken sie ihre Ich- und Sozialen Kompetenzen, aber auch ihre Sach- und Lernmethodischen Kompetenzen.

Traut sich ein Kind noch nicht, offen ein Gefühl darzustellen, kann es nun ermutigt werden, seine Ängste zu akzeptieren und zu überwinden. Die Kinder entwickeln beim Betrachten der Fotos ein Selbstgefühl und sehen sich von der objektiven Seite. Somit können sie unter anderem bewusster mit anderen umgehen. Im direkten bildlichen Vergleich, von sich und den anderen nehmen sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede differenzierter wahr.

Fliegerlied

Zum Gefühl Zuneigung werde ich den Kindern zunächst das „Fliegerlied“ vorspielen und sie dazu animieren, sich frei zu bewegen. Anhand des Textes sind die Bewegungen zum größten Teil vorgegeben. Beim zweiten Durchgang stehen wir im Kreis und bewegen uns zur Textvorgabe, aber auch zu den Ideen der Kinder.

Buchvorstellung und Besprechung

Als nächstes lese ich den Kindern das Bilderbuch „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich Dich hab?“ vor. Ich werde dann die Kinder durch Fragen die Geschichte nacherzählen lassen und mit ihnen die Bewegungen nachahmen. In der weiteren Besprechung können die Kinder erzählen, wie sie mit dem Gefühl Zuneigung umgehen. Das heißt, ob sie, wie der kleine Hase, abends von der Mutter oder vom Vater ins Bett gebracht werden, wie sie sich  gute Nacht sagen, wie sich Eltern und Kinder ihre Zuneigung zeigen?

Sich mit Kindern ein Bilderbuch anzusehen bedeutet unter anderem, dass die sprachliche Entwicklung gefördert wird, da sie sich spontan zum Buch äußern und zum Erzählen angeregt werden. Mein ausgewähltes Szenenbilderbuch gibt Sprech- und Deckanstöße und motiviert zu selbständigen  Denkleistungen.

Das Bilderbuch ist unter anderem eine „Unterstützung beim Kennenlernen und Verstehen der Umwelt, … aber auch [eine] Anregung der kindlichen Phantasie.“ (Unterrichtsmaterial „Die erzieherische Bedeutung des Bilderbuches“, Zeilen 12-14)

„Das Kind lernt genauer hinzusehen und zu beobachten, nach Unbekanntem zu fragen, Vergleiche anzustellen und Geschichten zu erzählen und weiterzuspinnen.“ (Unterrichtsmaterial „Die erzieherische Bedeutung des Bilderbuches“, Zeilen 23-26)

Bilderbücher können Kindern helfen, ihre Ängste, Probleme und Erlebtes besser zu verstehen und zu verarbeiten.

Pantomimische Darstellung

Zur weiteren Übung Gefühle nonverbal mitzuteilen und zu verstehen, wähle ich die Pantomime. Als Vorübung denke ich mir mit den Kindern mehrere Tätigkeiten aus dem Alltag aus.

Ein paar Beispiele:

Hose/Pullover anziehen, Schuhe anziehen, Begrüßung, Verabschiedung, Buch angucken, telefonieren, Ball werfen und fangen, Fußballspielen, Musikinstrument spielen, etc.

Darauf aufbauend spielen die Kinder nun Gefühlsmemory. Ich halte alle doppelten/zweifachen Gefühlsgesichter der Kinder verdeckt als Stapel. Jedes Kind zieht eine Karte, ohne zu verraten, welches Gefühl es gezogen hat. Wenn jeder eine Karte hat, beginnen alle gleichzeitig einem anderen sein gezogenes Gefühl pantomimisch darzustellen. Das Finden geht so lange, bis sich alle Pärchen gefunden haben. Dann besprechen wir alle gemeinsam, wie es war. Also beispielsweise welche Bewegungen sie gemacht haben, vor wie vielen Kindern sie sich darstellen mussten, ob es schwer war, welche Schwierigkeiten sie hatten.

Jetzt sind die Kinder gut gerüstet, um im Kreis ein neu gezogenes Gefühl darstellen zu können. Einer nach dem anderen zeigt sein Gefühl und die anderen müssen es erraten. Es ist sicherlich spannend zu beobachten, ob und welche Bewegungen sie diesmal benutzen. Sind es genau die gleichen wie beim Gefühlsmemory oder denken sie sich neue aus?

In dem die Kinder die Alltagstätigkeiten und Gefühle pantomimisch darstellen, werden wieder ihre visuellen und körpereigenen Wahrnehmungen gefördert. Wie bei den vorigen Aktionen und Spielen werden sie in ihren Kompetenzen (Ich-, Soziale-, Sach- und Lernmethodischen) weiter gefördert.

Hinzu kommt, dass Kinder eigene Ideen entwickeln, Initiative ergreifen, andere begeistern und sich durchsetzen lernen. Sie stellen bei solchen Spielen verbale und nonverbale Kontakte her, erhalten sie und kooperieren mit den anderen. Sie fühlen sich in den anderen ein, versetzen sich in die Perspektive des anderen und können darauf eingehen. Sie entdecken immer mehr Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Sie empfinden Freude am Suchen und Ausprobieren von Lösungswegen und freuen sich, wenn sie Schwierigkeiten überwinden. Die Kinder lernen während dieser Aktivitäten, von anderen zu lernen und erkennen, dass Anstrengung zum Erfolg führen kann. Sie entwickeln Geduld, immer wieder zu üben und ein Zeitverständnis, um zu Lösungen von Aufgaben zu kommen. Außerdem können sie dann ihre Erfahrungen und Vorstellungen ordnen und systematisieren und Beziehungen und Zusammenhänge zwischen den Dingen und Erscheinungen erkennen und herstellen. Zu guter Letzt arbeiten sie gemeinsam an einer Sache, an der jeder etwas beteiligt ist.

Gefühlsbarometer

Zum Abschluss denkt jeder darüber nach, wie er sich während des Projekts gefühlt hat. Dann kleben die Kinder ihre Gefühlsgesichter auf ihre nebeneinanderhängenden Gefühlsbarometer. Je nach dem wie intensiv sie die Gefühle finden, desto höher oder niedriger entscheiden sie sich auf der Skala.

Beispiel:

Da die Barometer alle nebeneinander hängen, können die Kinder einen direkten Vergleich zwischen sich und den anderen stellen, wie stark die Gefühle des Jeweiligen sind. Sinnvoll ist nun, eine Feedbackrunde zu starten. Wer möchte, begründet seine Einschätzungen auf seinem Gefühlsbarometer (Ich habe mich gefreut, weil …! Ich war überrascht, von …!)


Die Kinder erweitern hier nicht nur ihre visuelle und körpereigenen Wahrnehmungen, sondern üben auch sich mitzuteilen und etwas auszudrücken. Sie sollen wissen, was ihnen gut tut und auf ihre innere Stimme hören. Sie kennen ihre eigenen Entscheidungsstrukturen und erkennen die der anderen. Die Kinder lernen sich gegenseitig zuzuhören, sich in den anderen einzufühlen und achtungsvoll und respektvoll miteinander umzugehen.


Ideenvertiefung



Als Vertiefung zu meinem Thema „Gefühle – Zuneigung“ habe ich mich für das „Fliegerlied“ von Tim Toupet entschieden.

Beim Erarbeiten dieser Arbeit habe ich mir einige Fragen gestellt. Speziell zum Fliegerlied stelle ich mir unter anderem die Fragen, was ich bei den Kindern fördern kann und welche Sinne angeregt werden. Dann, welches Wissen bei dieser Aktivität transportiert wird und wie es die Kinder aufnehmen. Sehen sie einen Zusammenhang zwischen dem Thema des Liedes und dessen Bewegungen, bzw. zu den vorherigen Spielen und Übungen, bei denen wir über Gefühle sprachen und darstellten. Wie gehen sie mit den Berührungen um und welche Bewegungen fallen den Kindern noch ein?

Zur Liedvorstellung erkläre ich den Kindern zunächst, dass es in vielen Liedern um das Gefühl Zuneigung geht. Das heißt, dass Menschen darüber singen, wie gern oder lieb sie jemanden haben. Es gibt traurige und lustige Lieder. Ein lustiges hören wir uns jetzt mal an. Bei diesem Lied kommen Sachen vor, zu denen wir Bewegungen machen können. Wir bilden nun einen Kreis, und hören, was gesungen wird.





Die Erfahrung zeigt, dass sich Kinder gerne zu Musik bewegen. Das Lied hat einen einfachen, für Kinder verständlichen Text und einen schnellen Rhythmus. Neben der Sprachförderung, die die Kinder animiert mitzusingen, und den Kompetenzen des Kindes, wird hier auch die Bewegung gefördert.

Durch die Textvorgabe des Liedes und deren Bewegungen verständigen sich die Kinder miteinander, stellen Kontakte her und schaffen es, durch Begeisterung und Eigeninitiative andere zu begeistern. Sie üben sich in Geduld, zu üben und die Bewegungen und den Text zu wiederholen, um erkennen zu können, dass Anstrengung zum Erfolg führen kann. Wenn die Kinder die eigenen körperlichen Möglichkeiten kennen, bekommen sie Lust sich zu bewegen und sich körperlich auszuprobieren. Sie stellen fest, dass sie sich gerne mit anderen bewegen und dazu eigene Regeln erfinden/Grenzen vertreten und andere Regeln/Grenzen anerkennen und akzeptieren. Außerdem entwickeln sie ein Grundverständnis über ihre Körperfunktionen und bilden somit ein körpereigenes Wahrnehmungsgefühl. Während sie sich mit anderen bewegen, mit jemanden zusammen tanzen, lernen sie den Körperkontakt zu genießen, aber auch über gewünschten und unerwünschten Körperkontakt Regeln zu verhandeln. Sie lernen Begriffe kennen, um Gefühle und Körperempfindungen auszudrücken und tauschen sich mit den anderen darüber aus. Sie verbalisieren ihre Gefühle und erweitern dadurch ihren Wortschatz. Dabei erkennen sie, dass es in der Gruppe Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Bewegen gibt. Dieses Bewegungslied dient auch der taktilen und kinästhetischen Wahrnehmung. Die Kinder erleben unterschiedliche Berührungsempfindungen und entwickeln ein Gespür für den Zusammenhang zwischen Berührung und Gefühl (Zuwendung, Zärtlichkeit). Zu dem üben sie lustbetontes, spielendes und gestaltendes Umgehen mit dem eigenen Körper. Im gemeinsamen Spiel verbessert sich das soziale Kontaktverhalten, so dass sie auch ihren Mut und ihr Selbstvertrauen stärken.

Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit finde ich es sehr wichtig, dass das Thema "Gefühle" im Kitaalltag immer präsent ist. Dabei geht es nicht darum, dass wir jeden Tag super gut drauf sein müssen oder ähnliches. Es geht darum, dass die Kinder lernen über Gefühle und Gedanken zu reden. Auch wenn sie etwas völlig "gemein" oder "blöd" finden, sollen sie sich trauen, es zu sagen. Dabei ist es auch völlig egal, ob sie es einem Kind oder einem Erwachsenen sagen!

#Weißt_du_eigentlich_wie_lieb_ich_dich_hab
#Gefühle
#Bilderbuch_in_der_Kita

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