Wie ich Euch gestern versprochen habe, folgen nun die kreativen Ideen zum Thema des Bilderbuches. Einiges habt Ihr vielleicht schon selbst gemacht. Falls Ihr noch kreativer seid als ich, wovon ich mal ausgehe ;-), könnt Ihr gerne von euren Erfahrungen und Angeboten oder Projekten berichten! Würde diese dann gerne hier ergänzen!
Zu
dem Thema meines ausgewählten Bilderbuches „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich
hab?“, würde ich wie folgt vorgehen:
Welche
Gefühle gibt es?
Um
mit den Kindern in das Thema der Gefühle einzusteigen, werde ich im Morgenkreis
die Kinder fragen, welche Gefühle sie kennen. Ihre Aufzählungen halte ich schriftlich
fest.
Als
Hilfestellung kann ich ihnen gezielte Fragen stellen wie: Wie habt ihr Euch in
dieser oder jener Situation gefühlt? Und: Habt ihr Euch so oder so gefühlt? Ich
werde die Kinder auffordern, mit ihrer Mimik die Gefühle darzustellen. Als Unterstützung,
wenn die Kinder sie brauchen, werde ich ihnen mit meinem Gesicht verschiedene
Gefühle zeigen.
Während
dieser Aktion werden die Kinder in vielen Punkten gefördert. Als erstes wird
ihr Wortschatz erweitert und in der Sprache gefördert. Dann werden sie zum
einen in der visuellen und in der körpereigenen Wahrnehmung und zum anderen in
ihren Kompetenzen gefördert. Sie müssen mutig sein, um vor den anderen Kindern
etwas zu zeigen, das heißt, ihre eventuellen Ängste zu akzeptieren und zu
überwinden. Sie teilen sich anderen mit, sprachlich und auch nonverbal und
entwickeln somit ein Selbstgefühl. Sie lernen dabei die Erwartungen,
Bedürfnisse und Gefühle der anderen Kinder wahrzunehmen und achtungsvoll
miteinander umzugehen. Die Kinder entwickeln Interesse am Mitwirken und
vereinbaren Regeln und Normen für ihr Zusammenleben. Dadurch können sie
Verantwortung für sich und andere, vor allem für Schwächere übernehmen. Dass
Andere anders beziehungsweise unterschiedlich sind, zum Beispiel Jungen und
Mädchen, Menschen mit verschiedenen Anschauungen, können sie durch die
Förderung anerkennen und achten. Außerdem erkennen sie die Folgen des eigenen
Verhaltens und entwickeln Fairness. Indem sie bei der Aktion ihre Sinne
einsetzen, können sie Dinge und Erscheinungen differenziert wahrnehmen und
Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Die Kinder können für ihre Mimik
Begriffe bilden, um diese in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen anzuwenden.
Beim Darstellen von Gefühlen lernen die Kinder eigene Wünsche, Gefühle und
Absichten anderen sprachlich verständlich zu vermitteln, sodass sie auch etwas
ohne Worte zum Ausdruck bringen können und nonverbale Äußerungen verstehen.
Durch
die Sensibilisierung für Gefühlswahrnehmung entwickeln sie Kreativität und
Phantasie, um ihre Vorstellungen, Wünsche, Gefühle und Urteile mit
künstlerischen Tätigkeiten auszudrücken. Sie entwickeln ein Grundverständnis
dafür, dass die eigenen Wahrnehmungen und Aussichten nicht immer „richtig“ sein
müssen und dass es sich lohnt, mit anderen darüber zu streiten.
Gefühlsgesichter
gestalten
Nachdem ich mit den Kindern verschiedene Gefühle besprochen (definiert) habe, werden wir aus Zeitungen, Illustrierten, etc. Gesichter, die ein Gefühl zeigen ausschneiden und sortieren. Alle Gesichter, die das gleiche Gefühl ausdrücken, werden auf ein Bogen Papier geklebt. Wir betrachten die Verschiedenheit der Gefühle, und stellen uns die Frage, ob man unterschiedlich ärgerlich, ängstlich oder erfreut aussehen kann.
Haben
wir eine für uns akzeptable Antwort gefunden, fotografiere ich die
Gefühlsdarstellungen der Kinder (Portraits). Wir lassen die Bilder je dreimal
entwickeln, sodass es drei Fotos von jedem Gefühl gibt. Während wir diese zum
Schutz laminieren, können die Kinder sich selbst auf den Bildern betrachten und
sich austauschen. Indem sich die Kinder immer wieder über die Gefühle und sich
selbst unterhalten, festigen sich die Begriffe und das dient somit der
Sprachförderung.
Wie
auch in der ersten Aktion, beim Kennenlernen von Gefühls“ausdrücken“, werden
die Kinder auch hier unter anderem in der visuellen Wahrnehmung gefördert.
Außerdem stärken sie ihre Ich- und Sozialen Kompetenzen, aber auch ihre Sach-
und Lernmethodischen Kompetenzen.
Traut
sich ein Kind noch nicht, offen ein Gefühl darzustellen, kann es nun ermutigt
werden, seine Ängste zu akzeptieren und zu überwinden. Die Kinder entwickeln
beim Betrachten der Fotos ein Selbstgefühl und sehen sich von der objektiven
Seite. Somit können sie unter anderem bewusster mit anderen umgehen. Im
direkten bildlichen Vergleich, von sich und den anderen nehmen sie
Gemeinsamkeiten und Unterschiede differenzierter wahr.
Fliegerlied
Zum
Gefühl Zuneigung werde ich den Kindern zunächst das „Fliegerlied“ vorspielen
und sie dazu animieren, sich frei zu bewegen. Anhand des Textes sind die
Bewegungen zum größten Teil vorgegeben. Beim zweiten Durchgang stehen wir im
Kreis und bewegen uns zur Textvorgabe, aber auch zu den Ideen der Kinder.
Buchvorstellung
und Besprechung
Als
nächstes lese ich den Kindern das Bilderbuch „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich
Dich hab?“ vor. Ich werde dann die Kinder durch Fragen die Geschichte
nacherzählen lassen und mit ihnen die Bewegungen nachahmen. In der weiteren
Besprechung können die Kinder erzählen, wie sie mit dem Gefühl Zuneigung
umgehen. Das heißt, ob sie, wie der kleine Hase, abends von der Mutter oder vom
Vater ins Bett gebracht werden, wie sie sich gute Nacht sagen, wie sich Eltern und Kinder
ihre Zuneigung zeigen?
Sich
mit Kindern ein Bilderbuch anzusehen bedeutet unter anderem, dass die
sprachliche Entwicklung gefördert wird, da sie sich spontan zum Buch äußern und
zum Erzählen angeregt werden. Mein ausgewähltes Szenenbilderbuch gibt Sprech-
und Deckanstöße und motiviert zu selbständigen Denkleistungen.
Das
Bilderbuch ist unter anderem eine „Unterstützung beim Kennenlernen und
Verstehen der Umwelt, … aber auch [eine] Anregung der kindlichen Phantasie.“
(Unterrichtsmaterial „Die erzieherische Bedeutung des Bilderbuches“, Zeilen
12-14)
„Das
Kind lernt genauer hinzusehen und zu beobachten, nach Unbekanntem zu fragen,
Vergleiche anzustellen und Geschichten zu erzählen und weiterzuspinnen.“ (Unterrichtsmaterial
„Die erzieherische Bedeutung des Bilderbuches“, Zeilen 23-26)
Bilderbücher
können Kindern helfen, ihre Ängste, Probleme und Erlebtes besser zu verstehen
und zu verarbeiten.
Pantomimische
Darstellung
Zur
weiteren Übung Gefühle nonverbal mitzuteilen und zu verstehen, wähle ich die
Pantomime. Als Vorübung denke ich mir mit den Kindern mehrere Tätigkeiten aus
dem Alltag aus.
Ein
paar Beispiele:
Hose/Pullover
anziehen, Schuhe anziehen, Begrüßung, Verabschiedung, Buch angucken,
telefonieren, Ball werfen und fangen, Fußballspielen, Musikinstrument spielen,
etc.
Darauf
aufbauend spielen die Kinder nun Gefühlsmemory. Ich halte alle
doppelten/zweifachen Gefühlsgesichter der Kinder verdeckt als Stapel. Jedes
Kind zieht eine Karte, ohne zu verraten, welches Gefühl es gezogen hat. Wenn
jeder eine Karte hat, beginnen alle gleichzeitig einem anderen sein gezogenes
Gefühl pantomimisch darzustellen. Das Finden geht so lange, bis sich alle
Pärchen gefunden haben. Dann besprechen wir alle gemeinsam, wie es war. Also
beispielsweise welche Bewegungen sie gemacht haben, vor wie vielen Kindern sie
sich darstellen mussten, ob es schwer war, welche Schwierigkeiten sie hatten.
Jetzt
sind die Kinder gut gerüstet, um im Kreis ein neu gezogenes Gefühl darstellen
zu können. Einer nach dem anderen zeigt sein Gefühl und die anderen müssen es
erraten. Es ist sicherlich spannend zu beobachten, ob und welche Bewegungen sie
diesmal benutzen. Sind es genau die gleichen wie beim Gefühlsmemory oder denken
sie sich neue aus?
In
dem die Kinder die Alltagstätigkeiten und Gefühle pantomimisch darstellen,
werden wieder ihre visuellen und körpereigenen Wahrnehmungen gefördert. Wie bei
den vorigen Aktionen und Spielen werden sie in ihren Kompetenzen (Ich-,
Soziale-, Sach- und Lernmethodischen) weiter gefördert.
Hinzu
kommt, dass Kinder eigene Ideen entwickeln, Initiative ergreifen, andere
begeistern und sich durchsetzen lernen. Sie stellen bei solchen Spielen verbale
und nonverbale Kontakte her, erhalten sie und kooperieren mit den anderen. Sie
fühlen sich in den anderen ein, versetzen sich in die Perspektive des anderen
und können darauf eingehen. Sie entdecken immer mehr Gemeinsamkeiten und
Unterschiede. Sie empfinden Freude am Suchen und Ausprobieren von Lösungswegen
und freuen sich, wenn sie Schwierigkeiten überwinden. Die Kinder lernen während
dieser Aktivitäten, von anderen zu lernen und erkennen, dass Anstrengung zum
Erfolg führen kann. Sie entwickeln Geduld, immer wieder zu üben und ein
Zeitverständnis, um zu Lösungen von Aufgaben zu kommen. Außerdem können sie
dann ihre Erfahrungen und Vorstellungen ordnen und systematisieren und
Beziehungen und Zusammenhänge zwischen den Dingen und Erscheinungen erkennen
und herstellen. Zu guter Letzt arbeiten sie gemeinsam an einer Sache, an der
jeder etwas beteiligt ist.
Gefühlsbarometer
Zum
Abschluss denkt jeder darüber nach, wie er sich während des Projekts gefühlt
hat. Dann kleben die Kinder ihre Gefühlsgesichter auf ihre
nebeneinanderhängenden Gefühlsbarometer. Je nach dem wie intensiv sie die
Gefühle finden, desto höher oder niedriger entscheiden sie sich auf der Skala.
Beispiel:
Da
die Barometer alle nebeneinander hängen, können die Kinder einen direkten
Vergleich zwischen sich und den anderen stellen, wie stark die Gefühle des
Jeweiligen sind. Sinnvoll ist nun, eine Feedbackrunde zu starten. Wer möchte,
begründet seine Einschätzungen auf seinem Gefühlsbarometer (Ich habe mich
gefreut, weil …! Ich war überrascht, von …!)
Die
Kinder erweitern hier nicht nur ihre visuelle und körpereigenen Wahrnehmungen,
sondern üben auch sich mitzuteilen und etwas auszudrücken. Sie sollen wissen,
was ihnen gut tut und auf ihre innere Stimme hören. Sie kennen ihre eigenen
Entscheidungsstrukturen und erkennen die der anderen. Die Kinder lernen sich
gegenseitig zuzuhören, sich in den anderen einzufühlen und achtungsvoll und
respektvoll miteinander umzugehen.
Ideenvertiefung
Als Vertiefung zu meinem
Thema „Gefühle – Zuneigung“ habe ich mich für das „Fliegerlied“ von Tim Toupet
entschieden.
Beim Erarbeiten dieser
Arbeit habe ich mir einige Fragen gestellt. Speziell zum Fliegerlied stelle ich
mir unter anderem die Fragen, was ich bei den Kindern fördern kann und welche
Sinne angeregt werden. Dann, welches Wissen bei dieser Aktivität transportiert
wird und wie es die Kinder aufnehmen. Sehen sie einen Zusammenhang zwischen dem
Thema des Liedes und dessen Bewegungen, bzw. zu den vorherigen Spielen und
Übungen, bei denen wir über Gefühle sprachen und darstellten. Wie gehen sie mit
den Berührungen um und welche Bewegungen fallen den Kindern noch ein?
Zur Liedvorstellung erkläre
ich den Kindern zunächst, dass es in vielen Liedern um das Gefühl Zuneigung
geht. Das heißt, dass Menschen darüber singen, wie gern oder lieb sie jemanden
haben. Es gibt traurige und lustige Lieder. Ein lustiges hören wir uns jetzt
mal an. Bei diesem Lied kommen Sachen vor, zu denen wir Bewegungen machen
können. Wir bilden nun einen Kreis, und hören, was gesungen wird.
Die Erfahrung zeigt, dass sich
Kinder gerne zu Musik bewegen. Das Lied hat einen einfachen, für Kinder
verständlichen Text und einen schnellen Rhythmus. Neben der Sprachförderung,
die die Kinder animiert mitzusingen, und den Kompetenzen des Kindes, wird hier
auch die Bewegung gefördert.
Durch die Textvorgabe des Liedes und
deren Bewegungen verständigen sich die Kinder miteinander, stellen Kontakte her
und schaffen es, durch Begeisterung und Eigeninitiative andere zu begeistern.
Sie üben sich in Geduld, zu üben und die Bewegungen und den Text zu
wiederholen, um erkennen zu können, dass Anstrengung zum Erfolg führen kann.
Wenn die Kinder die eigenen körperlichen Möglichkeiten kennen, bekommen sie
Lust sich zu bewegen und sich körperlich auszuprobieren. Sie stellen fest, dass
sie sich gerne mit anderen bewegen und dazu eigene Regeln erfinden/Grenzen
vertreten und andere Regeln/Grenzen anerkennen und akzeptieren. Außerdem
entwickeln sie ein Grundverständnis über ihre Körperfunktionen und bilden somit
ein körpereigenes Wahrnehmungsgefühl. Während sie sich mit anderen bewegen, mit
jemanden zusammen tanzen, lernen sie den Körperkontakt zu genießen, aber auch
über gewünschten und unerwünschten Körperkontakt Regeln zu verhandeln. Sie
lernen Begriffe kennen, um Gefühle und Körperempfindungen auszudrücken und
tauschen sich mit den anderen darüber aus. Sie verbalisieren ihre Gefühle und
erweitern dadurch ihren Wortschatz. Dabei erkennen sie, dass es in der Gruppe
Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Bewegen gibt. Dieses Bewegungslied dient
auch der taktilen und kinästhetischen Wahrnehmung. Die Kinder erleben
unterschiedliche Berührungsempfindungen und entwickeln ein Gespür für den
Zusammenhang zwischen Berührung und Gefühl (Zuwendung, Zärtlichkeit). Zu dem
üben sie lustbetontes, spielendes und gestaltendes Umgehen mit dem eigenen
Körper. Im gemeinsamen Spiel verbessert sich das soziale Kontaktverhalten, so
dass sie auch ihren Mut und ihr Selbstvertrauen stärken.
Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit finde ich es sehr wichtig, dass das Thema "Gefühle" im Kitaalltag immer präsent ist. Dabei geht es nicht darum, dass wir jeden Tag super gut drauf sein müssen oder ähnliches. Es geht darum, dass die Kinder lernen über Gefühle und Gedanken zu reden. Auch wenn sie etwas völlig "gemein" oder "blöd" finden, sollen sie sich trauen, es zu sagen. Dabei ist es auch völlig egal, ob sie es einem Kind oder einem Erwachsenen sagen!
#Weißt_du_eigentlich_wie_lieb_ich_dich_hab
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