„Was soll ich machen, mein Kind ist
hochbegabt?“
Einleitung:
Alle Eltern wünschen sich hübsche
und kluge Kinder, schließlich soll aus ihren „Sprösslingen“ einmal etwas
werden. Aber wie sollen Eltern reagieren, wenn ihr Kind „anders“ ist, als alle
anderen?
„Mein Kind ist doch nicht anders.
Es sind die anderen Kinder, die nicht „normal“ sind. Mein Kind ist zwar
intelligenter als die anderen, aber ist das schlimm? Das ist doch toll und hilft
ihm später in der Schule, dann brauche ich nichts mehr unternehmen, um es zu
fördern.“
So ähnlich könnte eine Mutter
eines hochbegabten Kindes sprechen. Um dies aber tun zu können, müssen Eltern
erst einmal wissen, dass sie ein hochbegabtes Kind haben. Bis dahin ist es ein
weiter Weg und man erreicht das Ziel oft nur durch viele Umwege, wie Irrtümer,
beispielsweise: „Ihr Kind ist hyperaktiv und muss nun behandelt werden“.
In Deutschland leben rund 350 000
hochbegabte Kinder. Diese Kinder sind sehr sensibel und werden oft als
„schwierig“ abgestempelt.
Auf den folgenden Seiten möchte
ich herausfinden, was Hochbegabung eigentlich ist, ob es für das betroffene
Kind nützlich ist und wie es in seiner Begabung gefördert werden kann.
Was
ist Hochbegabung?
Meine Recherchen
haben ergeben, dass es keine eindeutige Definition für Hochbegabung gibt.
Von Begabung
oder Talent wird gesprochen, wenn ein Kind über eine ausgeprägte Bedingung
verfügt, besonderes Leistungsverhalten zu erbringen. Es wird aber auch gesagt,
dass Hochbegabung bereits mit einem Intelligenzquotienten von 130 beginnt. In
einer anderen Definition heißt es: "Unter
(Hoch-)Begabung werden die kognitiven, motivationalen und sozialen
Möglichkeiten des Individuums verstanden, auf einem oder mehreren Gebieten gute
bis herausragende Leistungen zu erzielen."1 Als weitere
Erklärung heißt es, dass es wesentliche Kennzeichen bei hochbegabten Kindern
gibt. Dazu gehören: Überdurchschnittliches hohes Entwicklungsniveau, Motivation
und Energie, Anstrengungsbereitschaft, hohe Lerngeschwindigkeit und
Abstraktionsfähigkeit. Ich denke, dass auch äußere Faktoren bei der Ausprägung
der Hochbegabung eine Rolle spielen, auf die ich später noch komme.
Da es nun keine einheitliche Definition gibt, werde ich in
meiner Arbeit versuchen, diese hier angegebenen zu bestätigen und am Ende als
Definition zu formulieren oder ich werde diese widerlegen.
Hochbegabte
Kinder fallen auf:
Oft verhalten
sich besonders begabte Kinder anders als ihre Altersgenossen, was zu
Schwierigkeiten führen kann. Häufig ist dies aber die einzige Möglichkeit, dass
das Kind wahrgenommen wird. In der Kindertagesstätte fällt es beispielsweise
auf, wenn es sich oft langweilt oder Spiele „doof“ findet und deshalb in der
Gruppe stört. Zeigt das Kind sein Interesse an anderen vielleicht nicht
altersangemessenen Dingen, wird es für „zu jung“ gehalten und das Interesse
muss vom Kind unterdrückt werden. Da es sich in der Gruppe nicht einbringen
kann, wird es oft zum Außenseiter. Hat das Kind die schwere Zeit in der Kita
hinter sich gebracht, wird es in der Schule meistens nicht leichter. Wenn die
Hochbegabung noch nicht festgestellt ist, kann das Kind auch nicht gesondert
gefördert werden. Die Folge daraus ist eine Unterforderung des Kindes. Um nun
wahrgenommen zu werden wird das hochbegabte Kind eventuell zum Klassenclown, um
akzeptiert zu werden. Es kann aber auch sein, dass das Kind sein Wissen im
Unterricht einbringt, wodurch es als Streber oder Besserwisser gilt und dadurch
unbeliebt wird. Eine weitere Möglichkeit liegt darin, dass das Kind von den
Mitschülern und Lehrern nicht verstanden wird, wodurch es sich nicht akzeptiert
fühlt. Erkannt wird dann nur die schwache Leistung, die das Kind bei
Resignieren bringt.
Wie
kann Hochbegabung bei einem Kind festgestellt werden?
Die Begabung
eines Kindes kann nur durch genaue, andauernde Beobachtung und richtige
Interpretation festgestellt werden. Dies kann durch Lehrer, Erzieher, Eltern
oder auch Therapeuten/Ärzte geschehen.
Neben der
Feststellung des Intelligenzquotienten, der bei einem hochbegabten Kind 130 und
höher ausfallen muss, gibt es auch andere Kennzeichen, die untersucht werden
müssen. Lehrer haben die Möglichkeit, Kinder durch die Vergabe von Zensuren
einzuschätzen. Sie wissen, ob die Leistungen anhaltend sind, oder nur themenbezogen.
Sie sehen auch, wie leistungsorientiert das Kind ist und können so durch
intensive Beobachtungen erkennen, ob ein Kind begabt oder sogar hochbegabt sein
könnte. Aufgrund ihrer gemachten Beobachtungen können Lehrer so mit den Eltern
des anscheinend begabten Kindes sprechen, so dass diese dem nachgehen können.
Werden Kindern
vielfältige Anregungen in verschiedenen Bereichen gegeben, können Erzieher,
Lehrer usw. die Begabungen der einzelnen Kinder erkennen. Die Bereiche sollten
vielfältig sein, dass heißt, dass Bücher natürlich wichtig sind, dem Kind aber
auch die Möglichkeit gegeben werden muss, Erfahrungen in der Natur oder in
handwerklichen Bereichen zu sammeln. Es gibt auch altersgemäße
Computerprogramme, mit denen Wissen auf spielerischer Art und in unterschiedlichen
Schwierigkeitsstufen vermittelt werden können. So kann beobachtet werden, wie
lange sich ein Kind mit bestimmten Themen und Schwierigkeiten befasst. All das
sind Möglichkeiten, dem Kind etwas zu bieten und es bei der Durchführung zu
beobachten.
Bei hochbegabten
Kindern gibt es verschiedene Merkmale in den Bereichen Lernen und Denken,
Arbeitshaltung und Interessen und im sozialen Verhalten. Diese Merkmale sind im
Anhang 1 zu finden.
Dabei darf aber
nicht vergessen werden, dass jeder ein Individuum ist und andere Merkmale
vorhanden sein können. Es gibt auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern,
worauf ich im Punkt „Probleme“ noch zurückkommen werde.
Vorgehensweise
zur Überprüfung, ob das Kind hochbegabt ist:
Haben Eltern den Verdacht, ihr
Kind sei hochbegabt, können sich diese an verschiedene Institute wenden, um
eine Beratung in Anspruch zu nehmen. In Berlin gibt es hierfür beispielsweise
das „Institut zur Förderung im Bildungsbereich“². Um eine Hochbegabung
feststellen zu können, muss sich das Kind einem oder mehreren Intelligenztests
unterziehen. Liegt der ermittelte Intelligenzquotient bei mindestens 130, wird
von einer Hochbegabung gesprochen. Hinzu kommen aber noch weitere
Persönlichkeitsmerkmale (siehe Anhang 1) und Umweltfaktoren, die berücksichtigt
werden müssen. Hierzu zählen beispielsweise das familiäre Lernumfeld, das
Familienklima, das Schulklima und andere Ereignisse im Leben des Kindes. Ist
nun wirklich nachgewiesen, dass das Kind hochbegabt ist, gibt es eine
individuelle Beratung zur Förderung des Kindes.
Probleme
Bei hochbegabten Kindern können in vieler Hinsicht Probleme
auftreten. Oft fehlt die spezielle Aufklärung und Unterstützung, was auch dazu
führen kann, dass die Hochbegabung nicht erkannt wird. Die Folge ist, dass die
Kinder unterfordert sind, was sich bei Jungen durch Aggressivität und bei
Mädchen durch Depressionen zeigen kann. Es kann aber nicht davon ausgegangen
werden, dass jeder aggressive Junge und jedes Mädchen mit Depressionen
hochbegabt ist. Es ist schwierig, die feinen Unterschiede zwischen Hochbegabung
oder anderen Verhaltensauffälligkeiten zu erkennen. Oft werden die Kinder
falsch eingeschätzt. Ein Vorurteil der
Menschen unserer Gesellschaft ist, dass sie meinen, hochbegabte Kinder müssten
außergewöhnlich gute schulische Leistungen zeigen. Dies ist aber nicht immer
so. Sind die Kinder unterfordert oder wird der Druck, der auf sie ausgeübt
wird, zu groß, resultieren daraus, dass sie schlechte Noten und Schwierigkeiten
im sozialen Bereich haben.
Die Kinder werden oft falsch eingeschätzt, da Lehrer,
Erzieher oder Eltern nur die Verhaltensprobleme der Kinder sehen. Dies kann
beispielsweise sein³:
-
das Kind wird ungeduldig, wenn andere langsamer
sind:
das bedeutet
nicht, dass das Kind nicht gehorsam ist und den Unterricht mutwillig stört è nein, das bedeutet, dass das Kind die Informationen
schneller aufnimmt und verarbeitet und sich dann langweilt
-
es wird als negativ bewertet, wenn das Kind für
ihn bekannte Dinge nicht wiederholt
è
hochbegabte Kinder lieben es, Dinge anders zu machen, als alle anderen
Die
intellektuelle Entwicklung hochbegabter Kinder ist der emotionalen und
körperlichen weit voraus. Das führt dazu, dass Eltern und Lehrer diese Kinder
falsch einschätzen „Wenn er das kann, warum kann er dann jenes nicht?“. Falsch
ist auch, dass die Erwartung darin liegt, dass das Kind in allen Bereichen
perfekt sein muss.
Ein weiteres Problem stellt die Unterscheidung von
Hochbegabung und ADS dar. Die Merkmale von Kindern mit ADS und Hochbegabung
sind sehr ähnlich, wodurch es sich als schwierig erweist, zwischen beiden zu
unterscheiden4.
Das Verhalten
der Kinder muss genau geprüft werden, um eine Fehleinschätzung und spätere Fehldiagnose zu vermeiden.
Ein großer Unterschied zwischen Kindern mit ADS und
hochbegabten Kindern ist, dass sich die Probleme bei Kindern mit ADS in fast
jeder Situation zeigen. Bei hochbegabten Kindern ist dies nicht der Fall. Hier
zeigt sich dieses Verhalten meist nur, wenn bei den Kindern Interesse fehlt
oder sie einfach unterfordert sind. Ist nicht eindeutig zu erkennen, ob das
Kind hochbegabt ist oder an ADS leidet, ist es unbedingt erforderlich, das Kind
auf Beides zu untersuchen.
Ein weiteres Problem ist, dass Kinder ihre Begabungen
nicht zeigen. Das könnte daran liegen, dass sie Angst davor haben, nicht
verstanden zu werden. Es könnte aber auch sein, dass sie in der Vergangenheit
schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sie resignieren, wenn sie keine
Bestätigung oder Anerkennung für ihre Fähigkeiten bekommen, was besonders
häufig bei Mädchen zu beobachten ist. Mädchen haben im Allgemeinen mehr Interesse
an ihrem sozialen Umfeld als Jungen. Auch in der mathematischen und
sprachlichen Entwicklung sind Mädchen den Jungen voraus. Dies sind Faktoren,
die bei Mädchen sehr oft beobachtet werden. Wer denkt da über eine Hochbegabung
nach? Ist ein solches Mädchen hochbegabt und es wird nicht erkannt,
“verschwindet“ diese Hochbegabung mit zunehmenden Alter. Eine mögliche Ursache
dafür kann sein, dass Mädchen ihre Talente verleugnen. Das bedeutet, dass ihre
Lernerfolge auf Fleiß und Anstrengung zurückgeführt werden, aber nicht auf ihre
Begabung. Hinzu kommt, dass Hochbegabung eher bei Jungen gesehen wird als bei
Mädchen. Das kann daran liegen, dass Mädchen sich anpassen. Das heißt:
-
begabte Mädchen reagieren auf Unterforderung
eher mit Rückzug
- begabte Mädchen unterschätzen ihre Fähigkeiten,
blühen aber bei intellektuellen Gesprächen auf
-
begabten Mädchen muss bei der Entwicklung von
Interessen geholfen werden
-
begabte Mädchen brauchen weibliche Vorbilder
-
begabte Mädchen brauchen den Umgang mit
Gleichbefähigten, dies wirkt entspannend
- begabte Mädchen brauchen Ermutigung ihre
Begabungen zu akzeptieren, auch in männlichen Domänen
Auch Jungen
können sich so verhalten. Überwiegend liegen diese Anzeichen und Bedürfnisse
aber bei den Mädchen.
Warum gibt es hochbegabte
Schulversager?
Die Definition für den
Begriff „Schulversager“ lautet: Zitat: „Ein Schüler, für den die Anforderungen
an einer Schule zu hoch sind“6 Wenn
hochbegabte Kinder in der Schule versagen, heißt es dann, dass die
Anforderungen für sie zu hoch sind? Nein! Ein Versagen in der Schule beginnt
erst, wenn die Kinder beginnen, sich vom Unterricht auszuschließen. Dies
geschieht, wenn sie den Unterrichtsstoff ständig wiederholen sollen, statt
weiter zu denken und ihr eingeübtes Wissen anzuwenden. Hochbegabten Kindern
fällt es schwer, bereits erworbenes Wissen zu reproduzieren. Hinzu kommt auch,
dass sie in der Mathematik beispielsweise Rechenschritte auslassen, was zu
Punktabzug und dementsprechenden schlechten Noten führt. Durch diese negativen
Erfahrungen werden hochbegabte Kinder demotiviert, sie beginnen, dem Unterricht
nicht mehr zu folgen und Aufgaben nicht mehr auszuführen. Die Lehrer sehen sie
nicht als hochbegabt, sondern als faule, träumende und verweigernde Schüler.
Welche
Missverständnisse gibt es gegenüber einem hochbegabten Kind?
Hören wir den Begriff „Hochbegabtenförderung“, gibt es
in unserer Gesellschafft viele Missverständnisse. Einige werde ich hier
aufführen und näher erklären.
Es heißt, dass nur leistungsschwache Schüler eine
Förderung benötigen. Hochbegabte Kinder werden sich schon zurechtfinden. Dies
stimmt natürlich nicht! Auch hochbegabte
Kinder brauchen Unterstützung und Förderung. Der Unterschied zu normal begabten
Kindern ist, dass sie nicht in ihren schwachen Bereichen (Wissenserweiterung)
gefördert werden müssen, sondern in allem, was sie interessiert und
herausfordert. Hierzu gehört auch das Fördern der Persönlichkeitseigenschaften
der Kinder, wie Leistungsmotivation, Stressbewältigung usw. (siehe Münchner
Hochbegabungsmodell).
Ein weiteres Missverständnis liegt darin, zu sagen,
dass ausschließlich Lehrer für die Förderung zuständig sind, da sie die
pädagogischen Kenntnisse hierfür besitzen. Die Eltern dienen der seelischen
Unterstützung ihrer Kinder. Wenn diese niedergeschlagen sind, können die Eltern
sie, durch Gespräche und Verständnis, aus schwierigen Situationen holen.
Es wird auch gesagt, dass die Leistung, die ein
hochbegabtes Kind in der Schule zeigt, etwas mit dem Grad der Begabung zu tun
hat. Wie im Punkt 4.1 zu erkennen ist, trifft das nicht immer zu. Wenn die
Kinder nicht die Möglichkeit bekommen, ihr breitgefächertes Wissen zu zeigen
und anzuwenden, wird kein Lehrer ihre Begabung erkennen.
„Die Förderprogramme von Hochbegabten und leistungsschwachen
Kindern sind nahezu identisch.“ Auch dieses ist ein Missverständnis.
Hochbegabte Kinder brauchen Herausforderndes, etwas, in dem sie sich messen
können. Im Gegensatz dazu brauchen leistungsschwache Kinder Förderprogramme,
bei denen sie das Lernen lernen und
Wissen vermittelt bekommen.
Als letztes Missverständnis möchte ich folgendes
anbringen: Lehrkräfte behaupten, dass sie nichts in der Begabtenförderung
unternehmen können, solange sie keine Anweisungen seitens des Senats bekommen. Dies
trifft nicht zu. Auch ein normaler Fachlehrer kann vieles bewegen und die
Kinder seiner Klasse nach ihren Bedürfnissen fördern. Sie müssen sich vorab
Gedanken zu ihrem Unterrichtsstoff machen. Sie können dann überlegen, wie das
Thema weitergeführt werden kann, was eventuell von einem hochbegabten Schüler
ausgearbeitet werden kann. Die Schule hat auch die Möglichkeit, externe
Experten in den Unterricht einzuladen oder den Unterricht auch in andere
externe Einrichtungen verlagern. Geschichtsunterricht kann beispielsweise auch
in einem Museum stattfinden. Es gibt aber auch für Lehrer diverse
Beratungsstellen, wenn sie merken, dass sie ein hochbegabtes Kind in ihrem
Unterricht haben. Die Beratungsstellen sind gerne bereit, Lehrer fortzubilden
und zu unterstützen.
Das Wichtigste ist, dass Lehrer, Erzieher, Eltern und die
Kinder Veränderungen wollen und alle an einem Strang ziehen.
Das
Münchner Hochbegabungsmodell7:
„Hochbegabung kann als mehrdimensionales Fähigkeitskonstrukt in
einem Netz von individuellen Begabungsfaktoren, nichtkognitiven und sozialen
Moderatorvariablen sowie einzelnen Leistungsbezugsvariablen definieren.“8
Beispielhaft
möchte ich drei Leistungsbereiche näher erläutern:
Leistungsbereich Musik und Kunst:
Ist den Kindern die Möglichkeit gegeben, sich früh
selbständig mit Musikinstrumenten zu beschäftigen, können sie ihre Begabung auf
diesem Gebiet erleben. Das Gleiche gilt für den künstlerischen Bereich. Die
Kinder müssen sich ausprobieren und die Eltern, Lehrer usw. können nach dem
Erkennen der Begabung diese fördern.
Leistungsbereich Sport:
Zum Leistungsbereich Sport gehören unter anderem auch
das Tanzen und die körperliche Geschicklichkeit, wozu wiederum auch die
Feinmechanik gehört. Im Allgemeinen geht es hier um die sensomotorische
Begabung der Kinder.
Leistungsbereich soziale Beziehungen:
Über eine soziale Begabung sollten alle Menschen
verfügen. Es geht darum, sich in andere einfühlen zu können und auch sich
unterstützend seinem Gegenüber zu zeigen. Jeder soll so mit anderen Menschen
umgehen, wie er auch selbst behandelt werden möchte.
Wie
lernen hochbegabte Kinder?
Mehrere Faktoren sind für das schnelle und komplexe
Lernen bei hochbegabten Kindern verantwortlich.
„Mit bildgebenden Verfahren (PET) hat man
herausgefunden, dass „Intelligente“ das sogenannte Arbeitsgedächtnis im
Stirnhirn weniger aufwendig benutzen, sie verbrauchen weniger Energie beim
Denken, die Leitgeschwindigkeit auf den Nervenbahnen ist schneller.“5
Hochbegabte Kinder sind von Lerninhalten schnell
gelangweilt, da ihr Gehirn die Lerninhalte längst im Arbeitsspeicher abgelegt
hat. Nun geht es bei ihnen nur noch um die Wiederholung, um das Gelernte
einsetzen zu können. Beide Hirnhälften arbeiten immer mehr zusammen. Die Kinder
müssen nun trotz der Dominanz einer Hirnhälfte lernen, beide Hirnhälften
einzusetzen. Das geschieht sehr gut, wenn die Lerninhalte über alle Sinne
erfahren werden können.
Es gibt zwei unterschiedliche Statustypen von
hochbegabten Schülern:
-
Underachiever:
Unter
Underachiever sind Kinder zu verstehen, die in der Schule weniger Leistung
erbringen, als sie eigentlich könnten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein,
dass diese Kinder unter ungünstigen familiären Lernbedingen leben. Die Folge
daraus ist Lustlosigkeit und fehlende Lernmotivation.
-
Overachiever:
Overachiever
sind Kinder, die entweder selbst großen Ehrgeiz haben gute Leistungen zu
erbringen oder von ihren Eltern dazu gedrängt werden. Die erbrachten Leistungen
sind höher, als sie aufgrund der gemachten Testergebnisse ausfallen müssten.
Warum
brauchen hochbegabte Kinder Hilfe?
Hochbegabten Kindern muss die Möglichkeit gegeben
werden, sich entfalten zu können, egal, ob dies in den Rahmenplan passt oder
nicht. Oft wird von ihnen das Gleiche gefordert (Regeln einhalten,
Verhaltenserklärungen, Therapien usw.), wie von normal begabten Kindern. Auf
ihre Bedürfnisse wird nicht eingegangen. Hochbegabte Kinder brauchen aber
andere Aufgaben, als normal begabte Kinder. Sie brauchen Aufgaben, die für ihre
Fähigkeiten und Fertigkeiten angemessen sind. Dies beginnt nicht erst mit der
Schulzeit, sondern muss schon im Kindergarten geschehen. Psychisch schwache
Kinder sind kaum in der Lage sich bemerkbar zu machen. Wenn Kinder in die
Schule kommen, verändert sich ihre Persönlichkeit. Psychosomatische Störungen
behindern die Kinder beim Lernen und die Motivation erlischt. Die Kinder müssen
sich in der Schule über Wochen mit Dingen beschäftigen, die sie langweilen. Sie
beginnen sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, wodurch sie dann oft den
Anschluss verpassen, wenn neue Themen an der Reihe sind. So bekommt natürlich
niemand den Eindruck, es mit einem hochbegabten Kind zu tun zu haben.
Hochbegabte Kinder fühlen sich in der Gesellschaft oft
nicht anerkannt. Einrichtungen und auch die Eltern erkennen und verstehen die
Interessen der Kinder nicht und lehnen diese oft ab, wodurch sich die Kinder
als nicht „willkommen“ in der Gesellschaft fühlen. Das Selbstwertgefühl der
Kinder leidet und sie denken irgendwann, dass sie aufgrund der vielen
Wiederholungen und Erklärungen „dumm“ seien.
Sie können den Unterschied zwischen sich und den
normal begabten Kindern oft nicht erkennen, merken aber, dass sie anders
denken. Die Differenzen über die geistlichen Unterschiede der Menschen können
sie erst im Erwachsenenalter sehen.
Förderung
hochbegabter Kinder
Alle Kinder sind individuell! Das bedeutet, dass jedes Kind
individuell gefördert werden muss und es kein „Rezept“ gibt, das auf alle
Kinder angewandt werden kann. Wichtig für hochbegabte Kinder sind Kontakte mit
Gleichbefähigten und auch engagierte Eltern und Lehrer. Hochbegabte Kinder
müssen sich nicht nur Wissen aneignen, sondern müssen lernen sich etwas
zuzutrauen und sorgfältig, konzentriert und selbständig zu arbeiten. Sie dürfen
nicht unter Druck gesetzt werden. Sie
brauchen Bestätigung in dem, was sie tun und Anreiz, aber auch Gelassenheit,
die sie von ihren Eltern und Lehrern erfahren können. Verschiedene
Spielmaterialien und Freizeitangebote sollen ihnen Anregungen geben, das
Interesse zu wecken. Wichtig für hochbegabte Kinder sind auch Projekte, die
über einen längeren Zeitraum gehen. Das kann durch die Schule geschehen, aber
auch Eltern können das ihrem Kind bieten. Für hochbegabte Kinder ist es
wichtig, dass Lehrer, Erzieher und Eltern im ständigen Kontakt stehen und gemeinsam
für die Kinder da sind.
Zusammenarbeit mit der Schule
Auch während der Schulzeit
entwickelt sich die Persönlichkeit der Kinder. Daher ist es wichtig, dass die
Lehrer, entsprechend der Bedürfnisse, auf die Kinder eingehen und diese
akzeptieren. Die Schule kann den Kindern Entwicklungsraum geben. Durch das
Anbieten von klassenübergreifenden Projekten, kann sich das Kind nach seinem
Interesse individuell einsortieren. Für
die Förderung hochbegabter Kinder gibt es zwei verschiedene Maßnahmen:
-
Akzeleration:
Akzeleration bedeutet, dass
hochbegabte Kinder vorzeitig eingeschult werden oder während der Schulzeit
Klassen überspringen können. Es muss aber auch hier auf die Persönlichkeit der
Kinder eingegangen werden. Dass heißt, dass nach einem solchen Schritt genau
beobachtet werden muss, ob sie sich, auch auf Grund des Altersunterschiedes,
wohl fühlen und angemessen entwickeln.
-
Enrichment:
Enrichment bedeutet, dass
die Kinder zusätzlichen Lernstoff erhalten. Dies kann durch zusätzliche Kurse
nach der Schule geschehen, aber auch durch den jeweiligen Lehrer.
Zusammenarbeit mit den Eltern
„Sie müssen als Eltern nicht
perfekt sein – nur gut genug.“ Donald Winnicott, englischer Kinderpsychiater
(1896 – 1971)
Eltern kommen in eine
schwierige Situation, wenn sie erfahren, dass ihr Kind hochbegabt ist. Es ist
nicht leicht und es kommt vor, dass sie sich mit dieser Nachricht überfordert
fühlen „Was muss ich jetzt machen? Kann ich den Bedürfnissen meines Kindes
gerecht werden?“ Es ist wichtig, dass die Eltern wissen, dass das familiäre
Umfeld für die emotionale, soziale und geistige Entwicklung des Kindes von
ungeheurer Bedeutung ist. Sie sollten sensibel gegenüber ihrem Kind sein, ihm
Liebe und Vertrauen entgegenbringen und auch zeigen, dass ihr Kind in der
Familie sicher und geborgen ist.
Es gibt Institute, die
Informationen und Unterstützung für Eltern hochbegabter Kinder bieten. Sie
erfahren etwas darüber, wie ausgeprägt die Begabung ihres Kindes ist und wie
das Kind dementsprechend gefördert werden kann. Durch die Unterstützung dieser
Fachleute kann die Unsicherheit der Eltern abgebaut werden. Das Institut kann
auch dazu beitragen, dass die Institutionen Kita – Schule – Eltern besser
miteinander arbeiten.
Natürlich können auch die
Eltern dafür sorgen, dass ihr Kind in den Interessen gefördert wird. Sie können
es, beispielsweise bei Interesse am Sport, in einem Sportverein anmelden. Wichtig
ist, dass die Kinder ihr Interesse ausleben dürfen. Werden die Interessen des
Kindes unterstützt, kann es die eigenen Stärken und Schwächen herausfinden.
Dabei ist zu beachten, dass die Eltern nicht zu euphorisch sind und das Kind
dadurch überfordern. Die Ziele dürfen nicht zu hoch angesetzt sein.
Erzieher als Entwicklungsbegleiter
Hochbegabte Kinder können
ihre Begabung auch in der Kindergartenzeit schon zeigen. Die Erzieher könnten bei
dieser Herausforderung Angst bekommen, das Kind nicht richtig zu verstehen und
zu fördern. Es ist wichtig, dass auch Erzieher ausreichend Wissen über den
Umgang mit hochbegabten Kindern haben. In der Kita gibt es ideale
Voraussetzungen, um hochbegabte Kinder frühestmöglich zu fördern. Das soll
nicht heißen, das Kind mit Angeboten zu überhäufen. Das bedeutet, das Kind
genau zu beobachten, zu dokumentieren, zu reflektieren und die Interessen,
welche sich im Laufe der Zeit ändern können, herauszufinden. Ebenfalls sollte
das Kind nicht nur mit Wissensvermittlung gefördert werden, sondern auch in der
Persönlichkeit, in den sozialen und emotionalen Kompetenzen, sowie in der
Motorik.
Gezielte Förderung hochbegabter
Mädchen
Bei
hochbegabten Mädchen ist es besonders wichtig, die Hochbegabung möglichst früh
zu erkennen. Das liegt daran, dass sich Mädchen der Umwelt schnell anpassen und
die Begabung dadurch nur schwer zu erkennen ist. Wenn Kinder in der
Gesellschaft Widerstände gegenüber ihren Interessen erfahren, müssen sie noch
stärker unterstützt werden. Das ist häufig der Fall, wenn die Begabung in der
Mathematik oder Naturwissenschaft liegt. Dies sind „Männerdomänen“ und Mädchen
werden hier selten akzeptiert. Das Selbstwertgefühl sinkt und sie ziehen sich
in sich zurück.
Zwischen
Jungen und Mädchen ist die Entwicklung unterschiedlich. Dies ist auch bei
hochbegabten Kindern der Fall. Mädchen haben gegenüber Jungen einen
Entwicklungsvorsprung, was sich erst mit zunehmendem Alter wieder anpasst. Aus
diesem Grund ist es für Mädchen oft besser, vorzeitig eingeschult zu werden
oder eine Klasse zu überspringen. Hochbegabten Mädchen muss geholfen werden,
Herausforderungen anzunehmen, sozialem Druck zu widerstehen und sich selbst
individuelle Ziele zu setzen.
Hochbegabung
= Fluch oder Segen?
Ist ein Kind hochbegabt, kann es überdurchschnittliche
Leistungen erbringen. Es muss aber nicht immer so sein! Hochbegabte Kinder
können auch Probleme in der Schule haben oder im sozialen Umfeld.
Damit Hochbegabung zum Segen wird, muss sie sehr früh
erkannt werden. Das Kind muss genügend Selbstvertrauen haben und sozial positiv
eingestellt sein. Wie auch im Münchner
Begabungsmodell zu erkennen ist, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Es muss
ein gutes Zusammenspiel zwischen nicht-kognitiver Persönlichkeit des Kindes,
Leistung, Umweltmerkmale und Begabungsfaktoren geben.
Begabte Kinder können die Eltern und Lehrer durch ihre
ständige Forderung nach Förderung sehr anstrengen. Erwachsene reagieren dann
häufig falsch, wodurch sich das hochbegabte Kind missverstanden fühlt. Es kann
dann zu Problemen für das Kind kommen und es merkt, dass seine Hochbegabung
kein „Geschenk“ ist.
Ob Hochbegabung nun Fluch oder Segen ist hängt davon
ab, wie mit dem Kind und der Hochbegabung umgegangen wird.
Schluss:
„Was soll ich machen, mein Kind ist
hochbegabt?“ Diese wichtige Frage betroffener Eltern ist nur schwer zu
beantworten. Jedes Kind ist so einzigartig und hat so individuelle Bedürfnisse,
dass ich jeder Mutter und jedem Vater nur raten kann, für das Kind zunächst
einfach da zu sein, ihm Geborgenheit und Liebe zu geben und ihm zu zeigen, dass
es so, wie es ist, akzeptiert ist. Außerdem sollten sich die Eltern Rat und
Hilfe suchen. Die Institute für hochbegabte Kinder können jedem Betroffenen
weiterhelfen.
In Punkt 1
habe ich folgendes geschrieben: „Da es
nun keine einheitliche Definition gibt, werde ich in meiner Arbeit versuchen,
diese hier angegebenen zu bestätigen und am Ende als Definition zu formulieren
oder ich werde diese widerlegen.“
Ich muss sagen, dass alle von mir gefundenen
Definitionen in ihrer Gesamtheit richtig sind, aber immer nur Teilaspekte
widerspiegeln.
Während der Ausarbeitung ist mir immer wieder
Folgendes durch den Kopf gegangen:
„Alle Kinder sind im gewissen Sinne hochbegabt.
Jedes Kind hat in unterschiedlicher Ausprägung spezielle Fähigkeiten und
Fertigkeiten, wo sie „Experten“ sind. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten gilt
es zu fördern.“ Der Unterschied zwischen hochbegabten Kindern und normal
begabten Kindern ist die Verarbeitung der Informationen im Gehirn. Aber trotz
dieses Unterschiedes bin ich der Meinung, dass jedes Kind unter gleichen
Bedingungen sehr gute Leistungen bringen kann und auf einem speziellen Gebiet
überdurchschnittliche Fähigkeiten besitzt.
Zur Förderung der einzelnen Fähigkeiten der
Kinder müsste meiner Meinung auch das Schulsystem variabler sein. Die Kinder
müssten Möglichkeiten zur Kurswahl haben. Schließen sie einen gewählten Kurs mit
Erfolg ab, sollte die Möglichkeit bestehen, den Kurs des nächsthöheren
Jahrgangs zu besuchen. Würden unsere Schulen in dieser Richtung flexibler
arbeiten, könnten die Kinder in ihrem erforderlichen Tempo lernen. So sollte es
nicht passieren, dass sich hochbegabte Kinder beispielsweise langweilen. Sie
hätten hier aber auch die Möglichkeit, in einem Fach (z.B. Mathe) nach dem
Rahmenplan der 9. Klasse und in einem anderen Fach (z.B. Deutsch) nach dem der
7. Klasse zu arbeiten. Die Kinder könnten individueller gefördert werden.
Anlage 1:
Quellen:
³ Vergleich:
4 Vergleich:
5 Zitat: Fortbildungsunterlagen der
Fortbildung „Die menschliche Hirnentwicklung und ihr Einfluss auf das Lernen“
von Carola Behrend, 2004
http://www.hochbegabten-homepage.de vom 03.02.2010
http://www.kindergartenpaedagogik.de/557.html vom 03.02.2010
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Begabte Kinder
finden und fördern, Berlin 2009
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Zu
Entwicklungsschwierigkeiten hochbegabter Kinder und Jugendlicher in
Wechselwirkung mit ihrer Umwelt, Berlin 2001
http://www.begabtenzentrum.at/wcms/picture/upload/10missverstaendn_inbegafoe_01%282%29.pdf vom 11.02.2010
7
http://www.km.bayern.de/imperia/md/images/aufgaben/begabtenfoerderung/hochbegabungsmodell.gif
vom 11.02.2010
8 http://www.i-med.ac.at/gleichstellung/files_kinderbetreuung/Intelligenz-Hochbegabung.pdf?m=e vom 11.02.2010
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