Sonntag, 16. April 2017

Hochbegabung bei Kindern


„Was soll ich machen, mein Kind ist hochbegabt?“



Einleitung:

Alle Eltern wünschen sich hübsche und kluge Kinder, schließlich soll aus ihren „Sprösslingen“ einmal etwas werden. Aber wie sollen Eltern reagieren, wenn ihr Kind „anders“ ist, als alle anderen?

„Mein Kind ist doch nicht anders. Es sind die anderen Kinder, die nicht „normal“ sind. Mein Kind ist zwar intelligenter als die anderen, aber ist das schlimm? Das ist doch toll und hilft ihm später in der Schule, dann brauche ich nichts mehr unternehmen, um es zu fördern.“

So ähnlich könnte eine Mutter eines hochbegabten Kindes sprechen. Um dies aber tun zu können, müssen Eltern erst einmal wissen, dass sie ein hochbegabtes Kind haben. Bis dahin ist es ein weiter Weg und man erreicht das Ziel oft nur durch viele Umwege, wie Irrtümer, beispielsweise: „Ihr Kind ist hyperaktiv und muss nun behandelt werden“.

In Deutschland leben rund 350 000 hochbegabte Kinder. Diese Kinder sind sehr sensibel und werden oft als „schwierig“ abgestempelt.

Auf den folgenden Seiten möchte ich herausfinden, was Hochbegabung eigentlich ist, ob es für das betroffene Kind nützlich ist und wie es in seiner Begabung gefördert werden kann.

  Was ist Hochbegabung?


Meine Recherchen haben ergeben, dass es keine eindeutige Definition für Hochbegabung gibt.

Von Begabung oder Talent wird gesprochen, wenn ein Kind über eine ausgeprägte Bedingung verfügt, besonderes Leistungsverhalten zu erbringen. Es wird aber auch gesagt, dass Hochbegabung bereits mit einem Intelligenzquotienten von 130 beginnt. In einer anderen Definition heißt es: "Unter (Hoch-)Begabung werden die kognitiven, motivationalen und sozialen Möglichkeiten des Individuums verstanden, auf einem oder mehreren Gebieten gute bis herausragende Leistungen zu erzielen."1 Als weitere Erklärung heißt es, dass es wesentliche Kennzeichen bei hochbegabten Kindern gibt. Dazu gehören: Überdurchschnittliches hohes Entwicklungsniveau, Motivation und Energie, Anstrengungsbereitschaft, hohe Lerngeschwindigkeit und Abstraktionsfähigkeit. Ich denke, dass auch äußere Faktoren bei der Ausprägung der Hochbegabung eine Rolle spielen, auf die ich später noch komme.

Da es nun keine einheitliche Definition gibt, werde ich in meiner Arbeit versuchen, diese hier angegebenen zu bestätigen und am Ende als Definition zu formulieren oder ich werde diese widerlegen.

Hochbegabte Kinder fallen auf:



Oft verhalten sich besonders begabte Kinder anders als ihre Altersgenossen, was zu Schwierigkeiten führen kann. Häufig ist dies aber die einzige Möglichkeit, dass das Kind wahrgenommen wird. In der Kindertagesstätte fällt es beispielsweise auf, wenn es sich oft langweilt oder Spiele „doof“ findet und deshalb in der Gruppe stört. Zeigt das Kind sein Interesse an anderen vielleicht nicht altersangemessenen Dingen, wird es für „zu jung“ gehalten und das Interesse muss vom Kind unterdrückt werden. Da es sich in der Gruppe nicht einbringen kann, wird es oft zum Außenseiter. Hat das Kind die schwere Zeit in der Kita hinter sich gebracht, wird es in der Schule meistens nicht leichter. Wenn die Hochbegabung noch nicht festgestellt ist, kann das Kind auch nicht gesondert gefördert werden. Die Folge daraus ist eine Unterforderung des Kindes. Um nun wahrgenommen zu werden wird das hochbegabte Kind eventuell zum Klassenclown, um akzeptiert zu werden. Es kann aber auch sein, dass das Kind sein Wissen im Unterricht einbringt, wodurch es als Streber oder Besserwisser gilt und dadurch unbeliebt wird. Eine weitere Möglichkeit liegt darin, dass das Kind von den Mitschülern und Lehrern nicht verstanden wird, wodurch es sich nicht akzeptiert fühlt. Erkannt wird dann nur die schwache Leistung, die das Kind bei Resignieren bringt.

Wie kann Hochbegabung bei einem Kind festgestellt werden?



Die Begabung eines Kindes kann nur durch genaue, andauernde Beobachtung und richtige Interpretation festgestellt werden. Dies kann durch Lehrer, Erzieher, Eltern oder auch Therapeuten/Ärzte geschehen.

Neben der Feststellung des Intelligenzquotienten, der bei einem hochbegabten Kind 130 und höher ausfallen muss, gibt es auch andere Kennzeichen, die untersucht werden müssen. Lehrer haben die Möglichkeit, Kinder durch die Vergabe von Zensuren einzuschätzen. Sie wissen, ob die Leistungen anhaltend sind, oder nur themenbezogen. Sie sehen auch, wie leistungsorientiert das Kind ist und können so durch intensive Beobachtungen erkennen, ob ein Kind begabt oder sogar hochbegabt sein könnte. Aufgrund ihrer gemachten Beobachtungen können Lehrer so mit den Eltern des anscheinend begabten Kindes sprechen, so dass diese dem nachgehen können.

Werden Kindern vielfältige Anregungen in verschiedenen Bereichen gegeben, können Erzieher, Lehrer usw. die Begabungen der einzelnen Kinder erkennen. Die Bereiche sollten vielfältig sein, dass heißt, dass Bücher natürlich wichtig sind, dem Kind aber auch die Möglichkeit gegeben werden muss, Erfahrungen in der Natur oder in handwerklichen Bereichen zu sammeln. Es gibt auch altersgemäße Computerprogramme, mit denen Wissen auf spielerischer Art und in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen vermittelt werden können. So kann beobachtet werden, wie lange sich ein Kind mit bestimmten Themen und Schwierigkeiten befasst. All das sind Möglichkeiten, dem Kind etwas zu bieten und es bei der Durchführung zu beobachten.

Bei hochbegabten Kindern gibt es verschiedene Merkmale in den Bereichen Lernen und Denken, Arbeitshaltung und Interessen und im sozialen Verhalten. Diese Merkmale sind im Anhang 1 zu finden.

Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass jeder ein Individuum ist und andere Merkmale vorhanden sein können. Es gibt auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern, worauf ich im Punkt „Probleme“ noch zurückkommen werde.

Vorgehensweise zur Überprüfung, ob das Kind hochbegabt ist:




Haben Eltern den Verdacht, ihr Kind sei hochbegabt, können sich diese an verschiedene Institute wenden, um eine Beratung in Anspruch zu nehmen. In Berlin gibt es hierfür beispielsweise das „Institut zur Förderung im Bildungsbereich“². Um eine Hochbegabung feststellen zu können, muss sich das Kind einem oder mehreren Intelligenztests unterziehen. Liegt der ermittelte Intelligenzquotient bei mindestens 130, wird von einer Hochbegabung gesprochen. Hinzu kommen aber noch weitere Persönlichkeitsmerkmale (siehe Anhang 1) und Umweltfaktoren, die berücksichtigt werden müssen. Hierzu zählen beispielsweise das familiäre Lernumfeld, das Familienklima, das Schulklima und andere Ereignisse im Leben des Kindes. Ist nun wirklich nachgewiesen, dass das Kind hochbegabt ist, gibt es eine individuelle Beratung zur Förderung des Kindes.

Probleme

Bei hochbegabten Kindern können in vieler Hinsicht Probleme auftreten. Oft fehlt die spezielle Aufklärung und Unterstützung, was auch dazu führen kann, dass die Hochbegabung nicht erkannt wird. Die Folge ist, dass die Kinder unterfordert sind, was sich bei Jungen durch Aggressivität und bei Mädchen durch Depressionen zeigen kann. Es kann aber nicht davon ausgegangen werden, dass jeder aggressive Junge und jedes Mädchen mit Depressionen hochbegabt ist. Es ist schwierig, die feinen Unterschiede zwischen Hochbegabung oder anderen Verhaltensauffälligkeiten zu erkennen. Oft werden die Kinder falsch eingeschätzt.  Ein Vorurteil der Menschen unserer Gesellschaft ist, dass sie meinen, hochbegabte Kinder müssten außergewöhnlich gute schulische Leistungen zeigen. Dies ist aber nicht immer so. Sind die Kinder unterfordert oder wird der Druck, der auf sie ausgeübt wird, zu groß, resultieren daraus, dass sie schlechte Noten und Schwierigkeiten im sozialen Bereich haben.


Die Kinder werden oft falsch eingeschätzt, da Lehrer, Erzieher oder Eltern nur die Verhaltensprobleme der Kinder sehen. Dies kann beispielsweise sein³:
-          das Kind wird ungeduldig, wenn andere langsamer sind:
das bedeutet nicht, dass das Kind nicht gehorsam ist und den Unterricht mutwillig stört       è nein, das bedeutet, dass das Kind die Informationen schneller aufnimmt und verarbeitet und sich dann langweilt
-          es wird als negativ bewertet, wenn das Kind für ihn bekannte Dinge nicht wiederholt            è hochbegabte Kinder lieben es, Dinge anders zu machen, als alle anderen
Die intellektuelle Entwicklung hochbegabter Kinder ist der emotionalen und körperlichen weit voraus. Das führt dazu, dass Eltern und Lehrer diese Kinder falsch einschätzen „Wenn er das kann, warum kann er dann jenes nicht?“. Falsch ist auch, dass die Erwartung darin liegt, dass das Kind in allen Bereichen perfekt sein muss.
Ein weiteres Problem stellt die Unterscheidung von Hochbegabung und ADS dar. Die Merkmale von Kindern mit ADS und Hochbegabung sind sehr ähnlich, wodurch es sich als schwierig erweist, zwischen beiden zu unterscheiden4.
Das Verhalten der Kinder muss genau geprüft werden, um eine Fehleinschätzung und spätere        Fehldiagnose zu vermeiden.
Ein großer Unterschied zwischen Kindern mit ADS und hochbegabten Kindern ist, dass sich die Probleme bei Kindern mit ADS in fast jeder Situation zeigen. Bei hochbegabten Kindern ist dies nicht der Fall. Hier zeigt sich dieses Verhalten meist nur, wenn bei den Kindern Interesse fehlt oder sie einfach unterfordert sind. Ist nicht eindeutig zu erkennen, ob das Kind hochbegabt ist oder an ADS leidet, ist es unbedingt erforderlich, das Kind auf Beides zu untersuchen.
                                                       
Ein weiteres Problem ist, dass Kinder ihre Begabungen nicht zeigen. Das könnte daran liegen, dass sie Angst davor haben, nicht verstanden zu werden. Es könnte aber auch sein, dass sie in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sie resignieren, wenn sie keine Bestätigung oder Anerkennung für ihre Fähigkeiten bekommen, was besonders häufig bei Mädchen zu beobachten ist. Mädchen haben im Allgemeinen mehr Interesse an ihrem sozialen Umfeld als Jungen. Auch in der mathematischen und sprachlichen Entwicklung sind Mädchen den Jungen voraus. Dies sind Faktoren, die bei Mädchen sehr oft beobachtet werden. Wer denkt da über eine Hochbegabung nach? Ist ein solches Mädchen hochbegabt und es wird nicht erkannt, “verschwindet“ diese Hochbegabung mit zunehmenden Alter. Eine mögliche Ursache dafür kann sein, dass Mädchen ihre Talente verleugnen. Das bedeutet, dass ihre Lernerfolge auf Fleiß und Anstrengung zurückgeführt werden, aber nicht auf ihre Begabung. Hinzu kommt, dass Hochbegabung eher bei Jungen gesehen wird als bei Mädchen. Das kann daran liegen, dass Mädchen sich anpassen. Das heißt:
-          begabte Mädchen reagieren auf Unterforderung eher mit Rückzug
-         begabte Mädchen unterschätzen ihre Fähigkeiten, blühen aber bei intellektuellen Gesprächen auf
-          begabten Mädchen muss bei der Entwicklung von Interessen geholfen werden
-          begabte Mädchen brauchen weibliche Vorbilder
-          begabte Mädchen brauchen den Umgang mit Gleichbefähigten, dies wirkt entspannend
-         begabte Mädchen brauchen Ermutigung ihre Begabungen zu akzeptieren, auch in männlichen Domänen
Auch Jungen können sich so verhalten. Überwiegend liegen diese Anzeichen und Bedürfnisse aber bei den Mädchen.
Warum gibt es hochbegabte Schulversager?
        Die Definition für den Begriff „Schulversager“ lautet: Zitat: „Ein Schüler, für den die Anforderungen an einer Schule zu hoch sind“6  Wenn hochbegabte Kinder in der Schule versagen, heißt es dann, dass die Anforderungen für sie zu hoch sind? Nein! Ein Versagen in der Schule beginnt erst, wenn die Kinder beginnen, sich vom Unterricht auszuschließen. Dies geschieht, wenn sie den Unterrichtsstoff ständig wiederholen sollen, statt weiter zu denken und ihr eingeübtes Wissen anzuwenden. Hochbegabten Kindern fällt es schwer, bereits erworbenes Wissen zu reproduzieren. Hinzu kommt auch, dass sie in der Mathematik beispielsweise Rechenschritte auslassen, was zu Punktabzug und dementsprechenden schlechten Noten führt. Durch diese negativen Erfahrungen werden hochbegabte Kinder demotiviert, sie beginnen, dem Unterricht nicht mehr zu folgen und Aufgaben nicht mehr auszuführen. Die Lehrer sehen sie nicht als hochbegabt, sondern als faule, träumende und verweigernde Schüler.
Welche Missverständnisse gibt es gegenüber einem hochbegabten Kind?

Hören wir den Begriff „Hochbegabtenförderung“, gibt es in unserer Gesellschafft viele Missverständnisse. Einige werde ich hier aufführen und näher erklären.
Es heißt, dass nur leistungsschwache Schüler eine Förderung benötigen. Hochbegabte Kinder werden sich schon zurechtfinden. Dies stimmt  natürlich nicht! Auch hochbegabte Kinder brauchen Unterstützung und Förderung. Der Unterschied zu normal begabten Kindern ist, dass sie nicht in ihren schwachen Bereichen (Wissenserweiterung) gefördert werden müssen, sondern in allem, was sie interessiert und herausfordert. Hierzu gehört auch das Fördern der Persönlichkeitseigenschaften der Kinder, wie Leistungsmotivation, Stressbewältigung usw. (siehe Münchner Hochbegabungsmodell).
Ein weiteres Missverständnis liegt darin, zu sagen, dass ausschließlich Lehrer für die Förderung zuständig sind, da sie die pädagogischen Kenntnisse hierfür besitzen. Die Eltern dienen der seelischen Unterstützung ihrer Kinder. Wenn diese niedergeschlagen sind, können die Eltern sie, durch Gespräche und Verständnis, aus schwierigen Situationen holen.
Es wird auch gesagt, dass die Leistung, die ein hochbegabtes Kind in der Schule zeigt, etwas mit dem Grad der Begabung zu tun hat. Wie im Punkt 4.1 zu erkennen ist, trifft das nicht immer zu. Wenn die Kinder nicht die Möglichkeit bekommen, ihr breitgefächertes Wissen zu zeigen und anzuwenden, wird kein Lehrer ihre Begabung erkennen.
„Die Förderprogramme von Hochbegabten und leistungsschwachen Kindern sind nahezu identisch.“ Auch dieses ist ein Missverständnis. Hochbegabte Kinder brauchen Herausforderndes, etwas, in dem sie sich messen können. Im Gegensatz dazu brauchen leistungsschwache Kinder Förderprogramme, bei denen sie das Lernen  lernen und Wissen vermittelt bekommen.
Als letztes Missverständnis möchte ich folgendes anbringen: Lehrkräfte behaupten, dass sie nichts in der Begabtenförderung unternehmen können, solange sie keine Anweisungen seitens des Senats bekommen. Dies trifft nicht zu. Auch ein normaler Fachlehrer kann vieles bewegen und die Kinder seiner Klasse nach ihren Bedürfnissen fördern. Sie müssen sich vorab Gedanken zu ihrem Unterrichtsstoff machen. Sie können dann überlegen, wie das Thema weitergeführt werden kann, was eventuell von einem hochbegabten Schüler ausgearbeitet werden kann. Die Schule hat auch die Möglichkeit, externe Experten in den Unterricht einzuladen oder den Unterricht auch in andere externe Einrichtungen verlagern. Geschichtsunterricht kann beispielsweise auch in einem Museum stattfinden. Es gibt aber auch für Lehrer diverse Beratungsstellen, wenn sie merken, dass sie ein hochbegabtes Kind in ihrem Unterricht haben. Die Beratungsstellen sind gerne bereit, Lehrer fortzubilden und zu unterstützen.
Das Wichtigste ist, dass Lehrer, Erzieher, Eltern und die Kinder Veränderungen wollen und alle an einem Strang ziehen.
Das Münchner Hochbegabungsmodell7:

„Hochbegabung kann als mehrdimensionales Fähigkeitskonstrukt in einem Netz von individuellen Begabungsfaktoren, nichtkognitiven und sozialen Moderatorvariablen sowie einzelnen Leistungsbezugsvariablen definieren.“8

Beispielhaft möchte ich drei Leistungsbereiche näher erläutern:

Leistungsbereich Musik und Kunst:
Ist den Kindern die Möglichkeit gegeben, sich früh selbständig mit Musikinstrumenten zu beschäftigen, können sie ihre Begabung auf diesem Gebiet erleben. Das Gleiche gilt für den künstlerischen Bereich. Die Kinder müssen sich ausprobieren und die Eltern, Lehrer usw. können nach dem Erkennen der Begabung diese fördern.
Leistungsbereich Sport:
Zum Leistungsbereich Sport gehören unter anderem auch das Tanzen und die körperliche Geschicklichkeit, wozu wiederum auch die Feinmechanik gehört. Im Allgemeinen geht es hier um die sensomotorische Begabung der Kinder.
Leistungsbereich soziale Beziehungen:
Über eine soziale Begabung sollten alle Menschen verfügen. Es geht darum, sich in andere einfühlen zu können und auch sich unterstützend seinem Gegenüber zu zeigen. Jeder soll so mit anderen Menschen umgehen, wie er auch selbst behandelt werden möchte.
Wie lernen hochbegabte Kinder?

Mehrere Faktoren sind für das schnelle und komplexe Lernen bei hochbegabten Kindern verantwortlich.
„Mit bildgebenden Verfahren (PET) hat man herausgefunden, dass „Intelligente“ das sogenannte Arbeitsgedächtnis im Stirnhirn weniger aufwendig benutzen, sie verbrauchen weniger Energie beim Denken, die Leitgeschwindigkeit auf den Nervenbahnen ist schneller.“5
Hochbegabte Kinder sind von Lerninhalten schnell gelangweilt, da ihr Gehirn die Lerninhalte längst im Arbeitsspeicher abgelegt hat. Nun geht es bei ihnen nur noch um die Wiederholung, um das Gelernte einsetzen zu können. Beide Hirnhälften arbeiten immer mehr zusammen. Die Kinder müssen nun trotz der Dominanz einer Hirnhälfte lernen, beide Hirnhälften einzusetzen. Das geschieht sehr gut, wenn die Lerninhalte über alle Sinne erfahren werden können.
Es gibt zwei unterschiedliche Statustypen von hochbegabten Schülern:
-          Underachiever:
Unter Underachiever sind Kinder zu verstehen, die in der Schule weniger Leistung erbringen, als sie eigentlich könnten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass diese Kinder unter ungünstigen familiären Lernbedingen leben. Die Folge daraus ist Lustlosigkeit und fehlende Lernmotivation.
-          Overachiever: 
Overachiever sind Kinder, die entweder selbst großen Ehrgeiz haben gute Leistungen zu erbringen oder von ihren Eltern dazu gedrängt werden. Die erbrachten Leistungen sind höher, als sie aufgrund der gemachten Testergebnisse ausfallen müssten.    

Warum brauchen hochbegabte Kinder Hilfe?

Hochbegabten Kindern muss die Möglichkeit gegeben werden, sich entfalten zu können, egal, ob dies in den Rahmenplan passt oder nicht. Oft wird von ihnen das Gleiche gefordert (Regeln einhalten, Verhaltenserklärungen, Therapien usw.), wie von normal begabten Kindern. Auf ihre Bedürfnisse wird nicht eingegangen. Hochbegabte Kinder brauchen aber andere Aufgaben, als normal begabte Kinder. Sie brauchen Aufgaben, die für ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten angemessen sind. Dies beginnt nicht erst mit der Schulzeit, sondern muss schon im Kindergarten geschehen. Psychisch schwache Kinder sind kaum in der Lage sich bemerkbar zu machen. Wenn Kinder in die Schule kommen, verändert sich ihre Persönlichkeit. Psychosomatische Störungen behindern die Kinder beim Lernen und die Motivation erlischt. Die Kinder müssen sich in der Schule über Wochen mit Dingen beschäftigen, die sie langweilen. Sie beginnen sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, wodurch sie dann oft den Anschluss verpassen, wenn neue Themen an der Reihe sind. So bekommt natürlich niemand den Eindruck, es mit einem hochbegabten Kind zu tun zu haben.
Hochbegabte Kinder fühlen sich in der Gesellschaft oft nicht anerkannt. Einrichtungen und auch die Eltern erkennen und verstehen die Interessen der Kinder nicht und lehnen diese oft ab, wodurch sich die Kinder als nicht „willkommen“ in der Gesellschaft fühlen. Das Selbstwertgefühl der Kinder leidet und sie denken irgendwann, dass sie aufgrund der vielen Wiederholungen und Erklärungen „dumm“ seien.
Sie können den Unterschied zwischen sich und den normal begabten Kindern oft nicht erkennen, merken aber, dass sie anders denken. Die Differenzen über die geistlichen Unterschiede der Menschen können sie erst im Erwachsenenalter sehen.


Förderung hochbegabter Kinder
Alle Kinder sind individuell! Das bedeutet, dass jedes Kind individuell gefördert werden muss und es kein „Rezept“ gibt, das auf alle Kinder angewandt werden kann. Wichtig für hochbegabte Kinder sind Kontakte mit Gleichbefähigten und auch engagierte Eltern und Lehrer. Hochbegabte Kinder müssen sich nicht nur Wissen aneignen, sondern müssen lernen sich etwas zuzutrauen und sorgfältig, konzentriert und selbständig zu arbeiten. Sie dürfen nicht unter Druck gesetzt werden.  Sie brauchen Bestätigung in dem, was sie tun und Anreiz, aber auch Gelassenheit, die sie von ihren Eltern und Lehrern erfahren können. Verschiedene Spielmaterialien und Freizeitangebote sollen ihnen Anregungen geben, das Interesse zu wecken. Wichtig für hochbegabte Kinder sind auch Projekte, die über einen längeren Zeitraum gehen. Das kann durch die Schule geschehen, aber auch Eltern können das ihrem Kind bieten. Für hochbegabte Kinder ist es wichtig, dass Lehrer, Erzieher und Eltern im ständigen Kontakt stehen und gemeinsam für die Kinder da sind.  
Zusammenarbeit mit der Schule
Auch während der Schulzeit entwickelt sich die Persönlichkeit der Kinder. Daher ist es wichtig, dass die Lehrer, entsprechend der Bedürfnisse, auf die Kinder eingehen und diese akzeptieren. Die Schule kann den Kindern Entwicklungsraum geben. Durch das Anbieten von klassenübergreifenden Projekten, kann sich das Kind nach seinem Interesse individuell einsortieren.  Für die Förderung hochbegabter Kinder gibt es zwei verschiedene Maßnahmen:
-          Akzeleration:
Akzeleration bedeutet, dass hochbegabte Kinder vorzeitig eingeschult werden oder während der Schulzeit Klassen überspringen können. Es muss aber auch hier auf die Persönlichkeit der Kinder eingegangen werden. Dass heißt, dass nach einem solchen Schritt genau beobachtet werden muss, ob sie sich, auch auf Grund des Altersunterschiedes, wohl fühlen und angemessen entwickeln.

-          Enrichment:
Enrichment bedeutet, dass die Kinder zusätzlichen Lernstoff erhalten. Dies kann durch zusätzliche Kurse nach der Schule geschehen, aber auch durch den jeweiligen Lehrer.

Zusammenarbeit mit den Eltern
„Sie müssen als Eltern nicht perfekt sein – nur gut genug.“ Donald Winnicott, englischer Kinderpsychiater (1896 – 1971)
Eltern kommen in eine schwierige Situation, wenn sie erfahren, dass ihr Kind hochbegabt ist. Es ist nicht leicht und es kommt vor, dass sie sich mit dieser Nachricht überfordert fühlen „Was muss ich jetzt machen? Kann ich den Bedürfnissen meines Kindes gerecht werden?“ Es ist wichtig, dass die Eltern wissen, dass das familiäre Umfeld für die emotionale, soziale und geistige Entwicklung des Kindes von ungeheurer Bedeutung ist. Sie sollten sensibel gegenüber ihrem Kind sein, ihm Liebe und Vertrauen entgegenbringen und auch zeigen, dass ihr Kind in der Familie sicher und geborgen ist.
Es gibt Institute, die Informationen und Unterstützung für Eltern hochbegabter Kinder bieten. Sie erfahren etwas darüber, wie ausgeprägt die Begabung ihres Kindes ist und wie das Kind dementsprechend gefördert werden kann. Durch die Unterstützung dieser Fachleute kann die Unsicherheit der Eltern abgebaut werden. Das Institut kann auch dazu beitragen, dass die Institutionen Kita – Schule – Eltern besser miteinander arbeiten.
Natürlich können auch die Eltern dafür sorgen, dass ihr Kind in den Interessen gefördert wird. Sie können es, beispielsweise bei Interesse am Sport, in einem Sportverein anmelden. Wichtig ist, dass die Kinder ihr Interesse ausleben dürfen. Werden die Interessen des Kindes unterstützt, kann es die eigenen Stärken und Schwächen herausfinden. Dabei ist zu beachten, dass die Eltern nicht zu euphorisch sind und das Kind dadurch überfordern. Die Ziele dürfen nicht zu hoch angesetzt sein.

Erzieher als Entwicklungsbegleiter
Hochbegabte Kinder können ihre Begabung auch in der Kindergartenzeit schon zeigen. Die Erzieher könnten bei dieser Herausforderung Angst bekommen, das Kind nicht richtig zu verstehen und zu fördern. Es ist wichtig, dass auch Erzieher ausreichend Wissen über den Umgang mit hochbegabten Kindern haben. In der Kita gibt es ideale Voraussetzungen, um hochbegabte Kinder frühestmöglich zu fördern. Das soll nicht heißen, das Kind mit Angeboten zu überhäufen. Das bedeutet, das Kind genau zu beobachten, zu dokumentieren, zu reflektieren und die Interessen, welche sich im Laufe der Zeit ändern können, herauszufinden. Ebenfalls sollte das Kind nicht nur mit Wissensvermittlung gefördert werden, sondern auch in der Persönlichkeit, in den sozialen und emotionalen Kompetenzen, sowie in der Motorik.

Gezielte Förderung hochbegabter Mädchen
Bei hochbegabten Mädchen ist es besonders wichtig, die Hochbegabung möglichst früh zu erkennen. Das liegt daran, dass sich Mädchen der Umwelt schnell anpassen und die Begabung dadurch nur schwer zu erkennen ist. Wenn Kinder in der Gesellschaft Widerstände gegenüber ihren Interessen erfahren, müssen sie noch stärker unterstützt werden. Das ist häufig der Fall, wenn die Begabung in der Mathematik oder Naturwissenschaft liegt. Dies sind „Männerdomänen“ und Mädchen werden hier selten akzeptiert. Das Selbstwertgefühl sinkt und sie ziehen sich in sich zurück.
Zwischen Jungen und Mädchen ist die Entwicklung unterschiedlich. Dies ist auch bei hochbegabten Kindern der Fall. Mädchen haben gegenüber Jungen einen Entwicklungsvorsprung, was sich erst mit zunehmendem Alter wieder anpasst. Aus diesem Grund ist es für Mädchen oft besser, vorzeitig eingeschult zu werden oder eine Klasse zu überspringen. Hochbegabten Mädchen muss geholfen werden, Herausforderungen anzunehmen, sozialem Druck zu widerstehen und sich selbst individuelle Ziele zu setzen.

Hochbegabung = Fluch oder Segen?

Ist ein Kind hochbegabt, kann es überdurchschnittliche Leistungen erbringen. Es muss aber nicht immer so sein! Hochbegabte Kinder können auch Probleme in der Schule haben oder im sozialen Umfeld.
Damit Hochbegabung zum Segen wird, muss sie sehr früh erkannt werden. Das Kind muss genügend Selbstvertrauen haben und sozial positiv eingestellt sein.  Wie auch im Münchner Begabungsmodell zu erkennen ist, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Es muss ein gutes Zusammenspiel zwischen nicht-kognitiver Persönlichkeit des Kindes, Leistung, Umweltmerkmale und Begabungsfaktoren geben.
Begabte Kinder können die Eltern und Lehrer durch ihre ständige Forderung nach Förderung sehr anstrengen. Erwachsene reagieren dann häufig falsch, wodurch sich das hochbegabte Kind missverstanden fühlt. Es kann dann zu Problemen für das Kind kommen und es merkt, dass seine Hochbegabung kein „Geschenk“ ist.
Ob Hochbegabung nun Fluch oder Segen ist hängt davon ab, wie mit dem Kind und der Hochbegabung umgegangen wird.

Schluss:
„Was soll ich machen, mein Kind ist hochbegabt?“ Diese wichtige Frage betroffener Eltern ist nur schwer zu beantworten. Jedes Kind ist so einzigartig und hat so individuelle Bedürfnisse, dass ich jeder Mutter und jedem Vater nur raten kann, für das Kind zunächst einfach da zu sein, ihm Geborgenheit und Liebe zu geben und ihm zu zeigen, dass es so, wie es ist, akzeptiert ist. Außerdem sollten sich die Eltern Rat und Hilfe suchen. Die Institute für hochbegabte Kinder können jedem Betroffenen weiterhelfen.
In Punkt 1 habe ich folgendes geschrieben: „Da es nun keine einheitliche Definition gibt, werde ich in meiner Arbeit versuchen, diese hier angegebenen zu bestätigen und am Ende als Definition zu formulieren oder ich werde diese widerlegen.“
Ich muss sagen, dass alle von mir gefundenen Definitionen in ihrer Gesamtheit richtig sind, aber immer nur Teilaspekte widerspiegeln.
Während der Ausarbeitung ist mir immer wieder Folgendes durch den Kopf gegangen:
„Alle Kinder sind im gewissen Sinne hochbegabt. Jedes Kind hat in unterschiedlicher Ausprägung spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten, wo sie „Experten“ sind. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten gilt es zu fördern.“ Der Unterschied zwischen hochbegabten Kindern und normal begabten Kindern ist die Verarbeitung der Informationen im Gehirn. Aber trotz dieses Unterschiedes bin ich der Meinung, dass jedes Kind unter gleichen Bedingungen sehr gute Leistungen bringen kann und auf einem speziellen Gebiet überdurchschnittliche Fähigkeiten besitzt.
Zur Förderung der einzelnen Fähigkeiten der Kinder müsste meiner Meinung auch das Schulsystem variabler sein. Die Kinder müssten Möglichkeiten zur Kurswahl haben. Schließen sie einen gewählten Kurs mit Erfolg ab, sollte die Möglichkeit bestehen, den Kurs des nächsthöheren Jahrgangs zu besuchen. Würden unsere Schulen in dieser Richtung flexibler arbeiten, könnten die Kinder in ihrem erforderlichen Tempo lernen. So sollte es nicht passieren, dass sich hochbegabte Kinder beispielsweise langweilen. Sie hätten hier aber auch die Möglichkeit, in einem Fach (z.B. Mathe) nach dem Rahmenplan der 9. Klasse und in einem anderen Fach (z.B. Deutsch) nach dem der 7. Klasse zu arbeiten. Die Kinder könnten individueller gefördert werden.

Anlage 1:



Quellen:
²              http://www.institut-fib.de vom 09.02.2010
³              Vergleich:
                http://www.kindergartenpaedagogik.de/557.html vom 09.02.2010
4                     Vergleich:
5                     Zitat: Fortbildungsunterlagen der Fortbildung „Die menschliche Hirnentwicklung und ihr Einfluss auf das Lernen“ von Carola Behrend, 2004
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Begabte Kinder finden und fördern, Berlin 2009
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Zu Entwicklungsschwierigkeiten hochbegabter Kinder und Jugendlicher in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt, Berlin 2001
6                     http://de.thefreedictionary.com/Schulversager vom 11.02.2010

9               https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhl6SzNbG7H1TJR2PB_4mpiJHbgM5aMU7JlEjLvhnmGEEWDR2wgfZjeCZst6joa9H1omsPnjw7HOjgqvBEsbCzf6oO5vcQDeX1sTLm6ODfXxAKthXVONNi4BUPgUp9lYzY7kNxEG1YWK52P/s400/Hochbegabung+1.gif   vom 11.02.2009 „Typische Probleme hochbegabter Kinder“




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen