Sonntag, 26. März 2017

Lernerfahrungen der Kinder beim Backen


Was lernen Kinder beim Backen?



„Vom Angebot zum Projekt“!



Genau so entstand unser diesjähriges Projektthema „Ernährung“.



Um für eine gute Dokumentation zu sorgen, werde ich das bereits geschehene „Backen“ mit einbeziehen, dabei den Bildungsbereich Gesundheut näher beleuchten und eine Verbindung zu anderen Bildungsbereichen aufbauen.



Bildungsbereich Gesundheit:

Im Berliner Bildungsprogramm ist beschrieben, wie wichtig es für Kinder ist, gesunde Ernährung zu genießen und eine positive Esskultur zu erleben. Beginnen möchte ich mit einem Auszug:



„Der ganzheitliche Blick auf das Essen und Trinken reicht über den ausgewogenen und vollwertigen Speiseplan hinaus. Er richtet sich genauso darauf, welche vielfältigen sozialen, emotionalen und kulturellen Erfahrungen Kinder über das Essen und Trinken machen – Essen in der Kita ist sinnliches Erleben, Genuss, Gefühl, Austausch, Ritual, Rhythmus und Bildung gleichermaßen (…) jedes Lebensmittel, das gemeinsame Zubereiten und jedes Gespräch zur Mahlzeit bieten eine Lerngelegenheit.“[1]



Auf Grund dieses Zitates gehört für mich auch das Zubereiten und Essen unseres Kuchens dazu. Ich möchte den Kindern eine Vielfalt vermitteln, die über den alltäglichen Speiseplan hinausgeht. Zur gesunden Ernährung gehört auch das Genießen eines leckeren, gemeinsam gebackenen Kuchens. Selbstverständlich in Maßen… 😉

Wir kommunizieren den ganzen Tag. Kinder kommunizieren mit Kindern, Kinder kommunizieren mit den Erziehern, Kinder kommunizieren mit ihren Eltern oder den Eltern ihrer Freunde. Die Kommunikation ist im Kitaalltag integriert. Beim gemeinsamen Backen entsteht noch eine andere Form der Kommunikation. Hinzu kommt beim Backen auch die Literacy-Erziehung. Literacy bezeichnet Erfahrungen mit der Lese- und Erzählkultur sowie das Text- und Sinnverständnis. Da die Rezepte in Form von Bildern geschrieben wurden, erfassen die Kinder den Sinn ihres Tuns und kommen in die Diskussion. Es wird über die Reihenfolge der einzelnen Schritte diskutiert, es werden Regeln und Reihenfolgen ausgehandelt und gemeinsame Gespräche geführt.

Die Kommunikation ist sehr eng mit dem Bildungsbereich soziales und kulturelles Leben verbunden.



Der Vorteil der Projektarbeit besteht ganz klar darin, dass Kinder in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden und dadurch Partizipationsmöglichkeiten erfahren. Die Kinder wurden gefragt, welchen Kuchen sie backen wollen und es gab folgende Antworten:

·         Vanillekuchen

·         Schokokuchen

·         Smartieskuchen

Daraus entstand „Marmorkuchen mit Smarties“ und die Kinder waren einverstanden und haben über das ganze Gesicht gestrahlt. Diese Situation erfordert Kompromissbereitschaft und darauf konnten sie sich gut einlassen.

Während des Backens stand das gemeinsame Arbeiten an einer Sache im Vordergrund. Sie mussten kooperieren und sich die Arbeit aufteilen. Dabei waren die Stärken jedes einzelnen Kindes zu erkennen (Erfahrungen beim Backen, Kennen der Lebensmittel etc.) und sie waren durch das Kooperieren bereit, voneinander zu lernen.

Da die Backaktionen allein von den Kindern ausgeführt wurden, gehörte auch das Abwiegen der Zutaten dazu. Dies war eine knifflige Angelegenheit. Die Zahl „300“ beispielsweise begegnet ihnen nicht im Alltag. Nun standen zwei Varianten zur Auswahl, der Messbecher und die Küchenwage. Beide funktionieren unterschiedlich und die Kinder hatten Spaß daran, sich alles genau erklären zu lassen. Am Ende entschieden sie sich für die Küchenwage. Es war spannend. Nach und nach gab jedes Kind die entsprechende Zutat in die Schüssel. Der Weg, bis zur „300“ war weit und plötzlich: lauter Fragezeichen in ihren Gesichtern. Wir hatten zu viel in der Schüssel! Nach einer kurzen Erklärung wussten sie, was zu tun ist und wir hatten bald die richtigen Mengen vor uns.

Die Küchenwage ist nur eines der technischen Geräte, mit denen sie den Umgang geübt haben. Dazu kamen natürlich der Mixer und der Backofen. Sie haben gelernt, technische Zusammenhänge zu erkennen. Die Kinder haben die Dinge mit allen Sinnen erfasst sowie Vorgänge und Veränderungen beobachtet. Sie konnten erleben, wie sich Flüssigkeiten verbinden und aus Mehl und Milch Teig entsteht. All dies gehört zu dem Bildungsbereich     Natur – Umwelt – Technik.

Während des Backens haben wir versucht, Antworten auf einige Fragen zu finden. Dazu gehörte beispielsweise:

·         Welche Nahrungsmittel sind uns bekannt?

·         Welches Wissen haben wir über gesunde Ernährung?

·         Wie können wir es Allergiekindern ermöglichen, am Backen teilzunehmen? Es gibt verschiedene Mehlsorten. Welche sind es? Welche sind gesünder? Welche Alternativen wollen wir nutzen?

Das Backen eignet sich auch gut für die Entwicklung der einzelnen Kompetenzbereiche.


Ich – Kompetenz:

Die Kinder erlebten sich als selbstwirksam und wollten ihre eigenen Stärken ausbauen. Sie wählten selbst aus, was wir backen und genossen den fertigen Kuchen. Sie erlangten Wissen über Lebensmittel. Sie lernten Möglichkeiten kennen, sich mit anderen über eigene Bedürfnisse, Interessen und Gefühle zu verständigen sowie sich abzugrenzen und erfuhren sich selbst als Bäcker. Sie entwickelten Freude und Interesse am Umgang mit den Dingen des Alltags.



Sozialkompetenz:

Die Kinder konnten ihre eigenen Ideen und Wünsche in den Kita Alltag einbringen. Während der Umsetzung konnten sie von ihren eigenen Stärken profitieren und fühlten sich verantwortlich. Die Aufgaben wurden gut untereinander verteilt und sie kontrollierten sich gegenseitig und wiesen auf eventuelle Fehler hin. Sie haben soziale Situationen zum mathematischen Strukturieren genutzt (Teilen, Abwechseln etc.).



Sachkompetenz:

Alle haben praktische Erfahrungen in der Zubereitung von Speisen gesammelt. Sie konnten alle Zutaten und technischen Geräte differenziert wahrnehmen und Größen- und Mengenvergleiche herstellen.



Lernmethodische Kompetenzen:

Das Backen stellte eine neue Herausforderung für die Kinder dar. Sie konnten Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung erkennen und erfahren, dass sie durch Wiederholen und Üben einzelner Schritte viel Neues dazulernen können.



[1] Vgl. AOK Nordost/Bertelsmann Stiftung/Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin e.V. 2012, S. 19
Verlag Das Netz, Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege, Berlin 2014


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